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Was Unternehmer vom Profisport und Profisportlern lernen können
(Bildquelle: stock.adobe.com | Jacob Lund |282291561)
 
Allgäu
Donnerstag, 14. April 2022

Was Unternehmer von Profisport und Profisportlern am Beispiel Fußball lernen können

Profisport und herkömmliches Unternehmertum mögen auf den ersten Blick nur das gemeinsame Ziel des Geldverdienens und Begeisterns der Zielgruppe gemein haben. Allerdings tut tatsächlich jeder Gewerbetreibende gut daran, hinter die Fassade aus Training und Höchstleistungen zu blicken. Denn hier verbergen sich einige Lehren, die sich ebenso im normalen Business bewähren können. Das gilt selbst bei uns in der Region, wo nicht zuletzt der Erstligafußball bis München und Stuttgart entfernt scheint.

Wer sich mit seiner Rolle identifiziert, respektiert automatisch jedes andere Teammitglied

93. Spielminute, es steht unentschieden. Da schafft es die Abwehr, einem gegnerischen Mittelfeldspieler den Ball abzujagen. Zwei Pässe später landet der Ball im gegnerischen Tor, die Partie ist entschieden.

Eine ganz typische Standardsituation im Fußball. Doch wer von den beteiligten Spielern wird wohl am meisten gefeiert werden? Nein, es muss nicht unbedingt der Torschütze sein – der wird nur von Laien dafür alleinig hochgejubelt. Fachleute und das Team werden hingegen den Defensivspieler ähnlich hochleben lassen. Schließlich brachte er den Ball überhaupt wieder unter Kontrolle seines Teams.

Insbesondere im Mannschaftssport lernt jeder schon frühzeitig, dass nicht alle diejenigen sein können, die die spektakulären, sichtbaren Erfolge erzielen – und selbst der beste Stürmer ohne das restliche Team aufgeschmissen ist. Deshalb würde wohl sogar ein CR7 niemals auf andere Spieler herabschauen, nur weil er ein solcher Tor-Gigant ist und nicht sie. Umgekehrt dürfte kaum ein Teammitglied ernsthaft neidisch auf Ronaldo sein.

Ganz ähnlich sieht es in jedem Unternehmen aus. Egal, wie die Position aussieht: Solange jedes Teammitglied sich mit seiner Rolle identifiziert und regelmäßig gezeigt bekommt, wie wichtig diese ist, wird es automatisch eine Kultur des gegenseitigen Respekts geben.

Ein Team, das sich gegenseitig ergänzt, ist immer besser als eine Crew voller Einzelstars

Wohl kaum jemand dürfte jenen Abend des 8. Juli 2014 vergessen haben. Das Halbfinale der WM, bei der Deutschland das brasilianische Team völlig deklassierte und mit 1:7 aus dem Cup warf.

Für das streckenweise nach völliger Selbstaufgabe wirkende Verhalten der Brasilianer, das ein ganzes Land in Depressionen stürzte, gab es im Nachgang viele Erklärungsansätze. Ein wichtiger lautete: Brasiliens Team bestand aus elf Einzelstars, wohingegen Deutschland eine Mannschaft aus elf Puzzleteilen ins Feld geführt hätte.

Falsch dürfte dieses Urteil nicht sein, wenngleich nicht alleinverantwortlich. Schon lange ist bekannt, wie viele Nachteile es hat, ein Team nur aus hervorragenden Einzelgängern aufzustellen – denn im Zweifelsfall versucht jeder, den anderen auszustechen und/oder seine eigene Position zu kräftigen. In einem richtigen Team der sich ergänzenden Mitglieder hingegen werden alle Kräfte auf ein gemeinsames Ziel gerichtet. Ersteres ist deshalb schwächer als die Summe seiner Teile, letzteres viel stärker.

Das sollten vor allem solche Geschäftstreibende nicht vergessen, die der Meinung sind, Konkurrenz untereinander würde die Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornen. Dies gilt längst als überholt.

Man sollte sich nie zu fein sein, über seinen Schatten zu springen und Verbindungen einzugehen

Für viele Unternehmer ist jedes andere Unternehmen ein potenzieller Konkurrent, selbst wenn es in einem völlig anderen Feld operiert. Profisport dachte ebenfalls lange Zeit ähnlich. An dieser Stelle sei daran erinnert, welche Wege Eintracht Braunschweig anno 1973 gehen musste, um Trikotwerbung zu zeigen.

Heute ist das anders. Tatsächlich ist Sponsoring in jeder Form von Profisport allgegenwärtig. Und bis auf wenige Ausnahmen (etwa das Verbot für Alkoholgetränke mit mehr als 15 Volumenprozent) gibt es keine Grenze, wer welche Partnerschaft eingeht.

Erinnern wir uns: Der FC Bayern, tief im Herzland von BMW verwurzelt, lief jahrelang mit Opel-Werbung auf – wo es zudem fragwürdig erscheint, was Autos generell mit Fußball zu tun haben. Und heute setzen nicht weniger als 18 Bundesligisten auf Kooperationen mit Wettanbietern. Darunter sowohl Lotto Bayern als auch -Baden-Württemberg. Tatsächlich würde sogar der ganze Profisport ohne die Sponsoring-Einnahmen nicht mehr funktionieren.

Für Unternehmer sollte die Botschaft klar sein: Solange es sich nicht wirklich um direkte Konkurrenten handelt (und in manchen Fällen sogar diese), sollte eine für beide Seiten lohnenswerte Kooperation niemals ein Tabu sein.

Trainer wie Vorgesetzte müssen die Last tragen können

Eine Mannschaft kann aus noch so hochkarätigen Spielern bestehen. Wenn es jedoch niemanden gibt, der diese Truppe anführt und aufs Feinste einstellt, wird dieses Team niemals seine volle Leistung abrufen können. Aus diesem Grund ist es absolut gängige Praxis, bei anhaltend schlechten Leistungen den Trainer zu entlassen und nicht einzelne Spieler.

Das Problem: Beim Fußballtrainer ist die Sachlage glasklar. Viele Unternehmer verstecken sich jedoch regelrecht und weisen auf angenehm flache Hierarchien hin – in völligem Unverständnis, was diese eigentlich ausmachen:

  • Funktionale flache Hierarchien sind zwar immer eine Beziehung fast auf Augenhöhe, dennoch verbleibt immer einer, der Entscheidungen fällt und Verantwortungen trägt.
  • Dysfunktionale, falschverstandene flache Hierarchien sind dagegen ein führungsloses Team ohne klare Anweisungen, Kompetenzen, Zuständigkeiten und somit nicht zu stringentem Verhalten in der Lage.

Selbst im kameradschaftlichsten Team haben Trainer und Mannschaftskapitän immer die Zügel in der Hand. Nicht anders sollte es in jedem noch so kumpelhaften Startup sein.

Wer den Hunger verliert, verliert bald alles

Zwei Mannschaften, die nicht unterschiedlicher sein könnten:

Der FC Bayern. 31-mal deutscher Meister, 20 Pokalsiege und noch eine ganze Reihe weiterer Titel auf dem Kerbholz. Anführer der ewigen Tabelle und noch niemals aus der ersten Liga abgestiegen.
Der FC St. Pauli. Keine deutsche Meisterschaft, einmal den damaligen Weltpokalbesitzer Bayern besiegt und seit 1963 ständig zwischen erster und dritter Liga am Pendeln. Platz 33 in der ewigen Tabelle.

Zu beiden Mannschaften gibt es in der Unternehmenswelt viele Analogien – übrigens nicht nur bei gigantischen Weltkonzernen. Jedoch gibt es hier viel häufiger solche Fälle, in denen Firmen entweder nach einem jahrelang anhaltenden Erfolg oder einem ebensolchen „Auf und Ab“ den Hunger verlieren.

Beim FC Bayern etwa mag sich wohl so mancher fragen, woher dieses Team, das beinahe alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, noch die Motivation nimmt, weiterzumachen. Natürlich steht dahinter die Leidenschaft ebenso wie der Wille, jede Saison mit einem weiteren Erfolg zu krönen.

Erneut handelt es sich um ein glänzendes Beispiel für Geschäftstreibende: Egal wie gut oder holprig es läuft, der Hunger nach mehr darf niemals verlorengehen. Denn wenn das passiert, sind sowohl Fußballmannschaften als auch Firmen unweigerlich dem Absturz geweiht, wenn nicht gar dem Untergang. Selbst bei größten Erfolgen darf das Ziel nur lauten, diesen Erfolg noch größer zu machen.

Wer alles gibt, muss auch zeitnah alles wieder zurückbekommen

Warum sehen so viele Spieler, Trainer und Mannschaften die WM in Katar als so problematisch an? Weil sie den Spielern vor der kurzen Winterpause deutlich mehr abverlangt als ein normaler Ligabetrieb. Dementsprechend würden viele Spieler im neuen Jahr höchstwahrscheinlich länger brauchen, um wieder in gewohnte Formen zu kommen – länger, als es bei einer herkömmlichen Sommer-WM der Fall wäre. Daher entschied der DFB, die diesbezügliche Winterpause würde ausgedehnt.

In den Leistungssphären, in denen der moderne Profifußball agiert, ist die Luft reichlich dünn. Wir nähern uns immer dichter an einen Punkt, an dem das menschliche Maß dessen, was durch Training erreicht werden kann, sich nicht mehr weiter steigern lässt. Anders formuliert: Vor zehn, zwanzig, dreißig Jahren gab es noch Luft nach oben, um über Trainingspläne, Ernährung und zahlreiche andere Stellschrauben Leistungen beträchtlich zu steigern. In den kommenden Jahren werden jedoch die Leistungssprünge immer geringer werden, weil selbst Ausnahmetalente wie Fußballer nur Menschen sind.

Doch egal, wie leistungsfähig all diese Persönlichkeiten auch sein mögen: Jeder, vom Spieler über den Trainer bis zum Teambesitzer, weiß, dass diese Athleten nur deshalb ihre unglaublichen Leistungen bringen können, weil man ihnen genügend Zeit für eine gezielte Regeneration gibt. Tatsächlich achtet im Team sogar jeder darauf, fordert es von anderen ein.

An diesem Punkt ist die Kluft zu Unternehmen vielleicht am größten: Viele Chefs fordern Leistung, Leistung und noch mehr Leistung. Sie verstehen jedoch nicht, wie sehr jeder Leistungsentnahme eine zeitnahe Regeneration entgegengestellt werden kann. Sonst leert sich der Akku – selbst beim allerbesten Sportler und leistungsfähigsten Mitarbeiter ist das unweigerlich der Fall.

Diesbezüglich haben viele Unternehmer noch einiges nachzuholen. Denn eine echte Leistungskultur kann nur derjenige betreiben, der wirklich versteht, wie unsagbar wichtig Regeneration hierbei ist – und dabei genügen Feierabende, Wochenenden und gesetzlich vorgeschriebene Urlaubstage definitiv nicht. Nicht in den Leistungssphären, die viele Unternehmer von ihren Mitarbeitern einfordern.


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unternehmer profisport fußball lernen


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