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Sendung: Wach durch die Allgäuer Nacht
 
 
Links: Fuggerschloss in Markt Wald / Rechts: Bauernhaus in Oberthingau
(Bildquelle: Bezirk Schwaben)
 
Allgäu
Mittwoch, 20. April 2016

Schwäbischer Denkmalpreis geht zwei Mal ins Allgäu

Zwei Auszeichnungen im Rahmen des Denkmalpreises im Bezirks Schwaben gehen ins Allgäu. Einerseits erhält der Bauherr einer aufwendigen Sanierung des Fuggerschlosses im unterallgäuer Markt Wald 10.000 Euro zugesprochen. Der Sonderpreis in Höhe von 5.000 Euro geht an die Besitzer eines Bauernhauses in Oberthingau im Landkreis Ostallgäu.

Denkmale bewahren die historische Baukultur. Dorf- und Stadtbilder erhalten, heißt Heimat erhalten. Erinnerungen an vertraute Orte geben Halt und Sicherheit, jeder Ort, jedes Gebäude ist einzigartig. Denkmale sind gebaute Geschichte. Sie bewahren die Erinnerung und ermöglichen Orientierung. Denkmalpflege ist eine kreative Aufgabe für den Bauherrn und den Architekten.

In der Regel stellen sich drei Themen: Erhalten, Umnutzen, mit neuem Leben erfüllen. Fremdenverkehr ohne Denkmäler ist kaum möglich. Sie bedeuten eine Attraktivität von Ortschaften, Plätzen und Straßen sowie mehr Lebensqualität für die Denkmaleigentümer. Die Leistung der Denkmaleigentümer liegt im persönlichen Einsatz, ist eine anspruchsvolle Tätigkeit sowie ein unbezahlter Dienst an der Allgemeinheit. Denkmalpflege bedeutet nicht nur Mühe, sondern vor allem Freude an Denkmälern.

Der Bezirkstag von Schwaben hat in seiner Sitzung vom 13.12.2001 einen jährlichen Denkmalpreis (10.000 Euro) sowie zwei Sonderpreise (je 5.000 Euro) ausgelobt und dabei folgende Kriterien aufgestellt:

  • die fachliche Qualität der Maßnahme
  • das finanzielle Engagement des Eigentümers
  • die Kreativität bei der Durchführung
  • die Bedeutung des Denkmals.

In Bayern hat der Denkmalschutz nach Artikel 141 sogar Verfassungsrang: „Staat, Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts haben die Aufgabe, die Denkmäler der Kunst, der Geschichte und der Natur sowie der Landschaft zu schützen und zu pflegen“.

Denkmalpreis 2015 des Bezirks Schwaben, dotiert mit 10.000 Euro
Schloss Markt Wald, Bauherr: Leopold Graf Fugger

Die Geschichte des Schlosses in Markt Wald reicht bis in die Zeit um 1530 zurück und war bis ins 18. Jahrhundert immer wieder von Kriegs-, Bauschäden und Reparaturen geprägt. 1660 gelangte die Herrschaft an die Linie Fugger-Babenhausen, die das Schloss bis heute besitzt. Der Neubau auf alten Strukturen wurde 1749 durchgeführt. Zuletzt wurde das Schloss als Forstamt genutzt. Die heutige denkmalpflegerische Sanierung durch Leopold Graf Fugger begann 2009 mit einer umfangreichen und vorbildlichen hausgeschichtlichen Voruntersuchung.

Erhöht über der Neufnach liegt das Schloss Markt Wald auf einer natürlichen, nach Osten und Süden sanft abfallenden Hangterrasse am westlichen Talrand. Der äußere Baukörper zeigt sich in Gestalt eines massiven dreigeschossigen Gebäudes mit mäßig steilem Walmdach. Seine Nordost- und Nordwestecke werden von jeweils einem Rundturm mit Zwiebelhaube besetzt. Zusätzlich ist dem Gebäude an der Südseite ein dritter Rundturm, der als Treppenturm fungiert, angefügt. Unmittelbar östlich schließt sich die breite, doppelflügelige Eingangstüre des Erdgeschosses an.

Wie das Tragwerksgutachten zeigte, war das Schloss tatsächlich partiell bestandsgefährdet. Der östliche Treppenturm riss ab, die Konstruktionshölzer des Dachstuhls zeigten Substanzschäden, alle Fußpunkte waren verfault, die fehlenden Sparren des Dachstuhls führten zu Systemfehlern. Durch Mauerwerksergänzungen im Erdgeschossbereich und einen Lehmschlag stabilisierte man das Fundament. Die Keller wurden trocken gelegt, die gravierenden Bauschäden im Dachbereich handwerklich ausgebessert, der Ostturm wieder angebunden, das zweite Obergeschoss und das Dachgeschoss durch Kertoplatten ausgesteift. Nach Befund baute man 74 neue Eichenfenster ein; die Türen, Türbänder und der Stuck wurden sorgfältig denkmalpflegerisch saniert oder ergänzt. Schließlich wurde die stark beschädigte Hauskapelle mit Rocaillestuck und den bemerkenswerten Fresken von Johann Baptist Enderle (um 1770) sorgfältig restauriert.

Eine besondere Aufmerksamkeit richtete man auf die Fassade. Nach Befunduntersuchung konnte sie in lebhafter und farbintensiver Fassaden- und Architekturmalerei des 18. Jahrhunderts auf weißen Kalkgrund rekonstruiert werden. Vervollständigt wurde die barocke Ansicht durch die Wiederherstellung der in Abbildungen überlieferten Zwiebelhauben, die im 19. Jahrhundert durch Spitzhelme ersetzt wurden, deren Dachkonstruktion wiederum marode war.

Seit wohl über 200 Jahren hat das Fuggerschloss niemand mehr so prächtig und schön gesehen wie der heutige Besucher. Markt Wald hat für ein bescheidenes Verwaltungsschloss wieder eine weithin sichtbare und attraktive Ortskrone erhalten.

Die Maßnahme kostet 1,72 Millionen Euro und wurde vom Bezirk Schwaben im Rahmen des Finanzierungsplanes des Entschädigungsfonds mit 28.000 Euro gefördert.

 

Sonderpreis 2015, dotiert mit 5.000 Euro
Bauernhaus in Oberthingau, Eigentümer: Christian und Dagmar Mießl

Das Bauernhaus in Oberthingau, ein Mittertennbau mit flachgeneigtem Dach aus dem 18. Jahrhundert, mit Hakenschopf, Tennenbundwerk und profilierten Kopfbügen stand mehrere Jahre leer und war in einem vernachlässigten und heruntergekommenen Zustand. Der Wohnteil ist massiv ausgeführt, in der Tenne befindet sich ein kleiner Stall in Blockbauweise. Im 19. Jahrhundert wurde das Haus im Süden in Längsrichtung erweitert. Im Rahmen der denkmalpflegerischen Sanierung und Umnutzung des Stadels zu Wohnzwecken musste zunächst das Fundament unterfangen, das Dachgefüge durch eine neue Trägerstruktur entlastet und der Ostgiebel teilweise erneuert werden. Innen blieben der alte Grundriss und die Erschließung erhalten. Die Originalfenster erhielten innen Vorsatzfenster, die Außendämmung geschah durch Holzfaserplatten. Boden und Türen wurden soweit wie möglich erhalten. Der Ausbau der Tenne zu Wohnzwecken bewahrte die alte Raumsituation und erhielt die alte Bohlenwand zu Tenne und Stall. In der Küche befindet sich ein Wand- und Deckentäfer. Die Heizung geschieht durch eine Wand- und Bodenheizung.

Durch die denkmalpflegerische Sanierung und Umnutzung konnte eines der selten gewordenen flachgeneigten Allgäuer Bauernhäuser erhalten werden. Zugleich wurde gezeigt, welche Wohn- und Lebensqualität ein altes Bauernhaus ermöglicht.

Die Kosten für die Maßnahmen, die von 2012 bis 2014 durchgeführt wurden, betrugen ca. 500.000 Euro, sie wurden durch den Bezirk Schwaben mit 9.000 Euro gefördert.


Tags:
fuggerschloss bauernhaus denkmalpreis allgäu


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