Heiß und trocken: Bilanz des Bergsommers in den Allgäuer Alpen
Die Sommersaison in den Bergen ist zu Ende. Eigentlich hatten die Hüttenwirtsleute nach dem Ende der pandemiebedingten Auflagen auf eine gute Saison nach zwei schwierigen Jahren gehofft. Und dann kam ein Sommer mit Hitze, Trockenheit, steigenden Preisen, Berg- und Gletscherstürzen. Der DAV zieht eine Bilanz der Hüttensaison.
Ein sonniger, trockener Sommer und keine Pandemie-Regeln mehr: Das Leben der Hüttenwirtsleute hätte in diesem Jahr sorgloser sein können als in den vergangenen Sommern. "Leider mussten wir dafür mit vielen anderen Problemen kämpfen", sagt Robert Kolbitsch, Ressortleiter Hütten und Wege beim Deutschen Alpenverein: "Während der Pandemie sind viele Menschen aus der Gastronomie abgewandert und haben sich andere Jobs gesucht. Das macht sich auf den Hütten bemerkbar, wo nun mehr Servicekräfte denn je fehlen." Manche Hütten mussten aus diesem Grund ihr Angebot einschränken und zum Beispiel auf Selbstbedienung umstellen.
Zudem machen steigende Lebensmittel- und Energiekosten dem Hüttenbetrieb zu schaffen: "Zwar laufen viele Hütten autark, aber die Herdplatten werden zum Beispiel mit Gas erhitzt. Zudem haben die Hütten auch ein Aggregat oder Blockheizkraftwerk, das mit Brennstoffen betrieben wird, die man aus dem Tal heraufbringen muss. Viele Hütten müssen auch mit teuren Hubschrauberflügen versorgt werden."
Fehlende Produkte und explodierende Preise machten auch den Sektionen zu schaffen, die Hütten renovieren wollten. "Aufgrund fehlender Firmenangebote und unsicherer Baukostenplanung kommt es zu Verzögerungen bei Hüttenbaumaßnahmen", erklärt Kolbitsch. Umbaumaßnahmen wird es künftig verstärkt geben müssen, der Klimawandel hat in diesem Jahr gezeigt, dass die Wasserversorgung mancher Hütten auf fragilen Beinen steht. So musste die Neue Prager Hütte am Großvenediger bereits im Sommer für die restliche Saison schließen, da es kein Trinkwasser mehr gab. Diese Probleme treten aber nicht nur im Hochgebirge auf, sondern auch in Bayern: Die Hochlandhütte bei Mittenwald entging ebenfalls nur knapp der temporären Schließung: "Ein paar regnerische Tage im September waren unsere Rettung", erklärt Thomas Geberl, Hüttenreferent der Sektion Hochland. "Auf baulicher Seite können wir der Wasserknappheit mit der Erschließung neuer Quellen, der Nutzung von Dachwasser und größeren Speichertanks begegnen", so Robert Kolbitsch, "und natürlich beim Verbrauch: Statt Spültoiletten setzen wir künftig bei manchen Hütten auf Trockentrenntoiletten, die kein Wasser verbrauchen. Auch Duschen wird es in naher Zukunft auf immer weniger Alpenvereinshütten geben können." Hier seien auch die Gäste gefragt: Zum einen mit Verständnis, zum anderen mit aktiver Hilfe beim Wassersparen.
Fazit der Hüttenwirte
Die hohen Temperaturen, der geringe Niederschlag, die gestiegenen Kosten für Energie und Lebensmittel: In den allermeisten Fällen nannten die Hüttenwirtsleute diese Themen beim Blick auf die zurückliegende Saison. Je nach Standort, Publikum und Betriebskonzept fielen die Konsequenzen aber sehr unterschiedlich aus.
Eine weitere Sommersaison neigt sich dem Ende zu - die erste Saison ohne Coronaauflagen seit zwei Jahren. Die bestimmenden Themen waren die Hitze, die extreme Trockenheit und die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise. Damit hatten alle Hüttenwirtsleute zu kämpfen. Die Folgen waren allerdings wegen der sehr unterschiedlichen Voraussetzungen ebenfalls unterschiedlich. Eines war bei allen gleich: Sie haben sich auf ihre Stärken besonnen und mit viel Kreativität das Beste aus der Saison herausgeholt. Die Hüttenwirtsleute und ihre Teams bedanken sich für einen schönen Bergsommer!
"Das große Thema bei uns auf der Hütte war: Auf in die Berge, zur Not mit Gewalt!", Andreas Greiner, Hüttenwirt der Rappenseehütte, in den Allgäuer Alpen, sieht das Verhalten der Gäste zum Teil sehr kritisch. Für die größte Hütte im Deutschen Alpenverein zieht Andreas Greiner eine gemischte Bilanz. Sehr arbeitsintensiv sei die Sommersaison für das gesamte Team gewesen. "Manche Vorstellungen von einem tollen Leben in den Bergen haben sich nicht erfüllt. Nur das Personal, das schon viele Jahre bei uns ist, hält dem Arbeitsdruck stand und ist auch bereit, in Zukunft auf der Rappenseehütte zu arbeiten."
Zum Thema Wassermangel sagt der Wirt: "Wir produzieren viel Strom mit Wasserkraft, und da wenig Wasser zur Verfügung stand, mussten wir unsere Aggregate öfter als normal einsetzen. Auch das Trinkwasser ist inzwischen sehr knapp." Bei den Lebensmitteln seien nicht nur die steigenden Preise ein Problem gewesen, sondern auch die Verfügbarkeit. "Ich kann schlecht auf andere Quellen ausweichen, da nur wenige Lieferanten an unsere Materialseilbahn fahren dürfen."
Mit Blick auf die Gäste zieht der Hüttenwirt ebenfalls eine kritische Bilanz: "Rücksichtnahme untereinander, auf die Natur oder den normalen Hüttenbetrieb lässt manchmal zu wünschen übrig."
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