Der richtige Umgang mit Lawinengefahr
Der erste Schnee ist jetzt auch im Allgäu in den Städten und Gemeinden liegengeblieben. Für viele war das quasi der Startschuss in die Saison der Skitourengeher. Momentan ist es noch ruhig, aber je mehr Schnee fällt, desto höher auch die Gefahr der Lawinen. Zum Thema Lawinen haben wir mit Thomas Feistl, dem Leiter der Lawinenwarnzentrale im Bayerischen Landesamt für Umwelt gesprochen.
Radio AllgäuHIT: Herr Feistl, welche Arten von Lawinen gibt es?
Thomas Feistl: Man unterscheidet zwischen drei Arten von Lawinen: Die erste ist die Gleitschneelawine, die besonders im Allgäu sehr häufig anzutreffen ist, da hier sehr viele sehr steile, glatte Wiesenhänge zu finden sind. Die Lockerschneelawine entsteht bei Neuschnee oder starker Durchfeuchtung, also bei Regen oder bei sehr warmen Temperaturen. Der Schnee wird dadurch sehr locker und kommt in Bewegung. Die dritte und wahrscheinlich gefährlichste Lawine ist die Schneebrettlawine, die meistens von Skifahrern selber ausgelöst wird, indem sie eine Schwachschicht in der Schneedecke stören. So können diese Lawinen auch oberhalb der Skifahrer anreißen und ihn mitreißen.
Radio AllgäuHIT: Ab welcher Gefahrenstufe sollte man davon absehen in die Berge zu gehen?
Thomas Feistl: Es ist immer davon abhängig, wie viel Erfahrung und Fachwissen man hat. Es gibt dafür keinen allgemeingültigen Wert, denn die Gefahrenstufe ist eine Einschätzung der regionalen Lawinengefahr. Dabei gibt es fünf Stufen, wobei die Stufe 5 nur für den Katastrophenfall vorgesehen ist. Daher sind für den Skitourengeher eigentlich nur die Stufen eins bis vier relevant, deshalb spielt die eigene Erfahrung dabei eine große Rolle. So sollten Skitourengeher, die keine oder wenig Erfahrung haben, möglichst nicht ins steile Gelände gehen, weil es ihnen sehr schwer fallen wird, zu erkennen, wo die Gefahren liegen.
Radio AllgäuHIT: Auf was müssen vor allem Skitourengeher achten, die oft allein unterwegs sind?
Thomas Feistl: Das wichtigste ist, dass man sich auf eine Skitour vorbereitet. Man sollte sich Informationen einholen wie den Lawinenlagebericht, aber auch Tourenberichte oder aktuelle Bedingungen, die das Tourismusamt kennt. Man sollte auch einen Plan B haben, sodass man wenn beispielsweise an einer gefährliche Stelle nicht weiterkommt, umdrehen kann und eine bestimmte Hütte ansteuern kann.
Radio AllgäuHIT: Wie stattet man sich am besten für einen möglichen Lawinenfall aus?
Thomas Feistl: Um in einer Lawine gefunden und ausgegraben zu werden, muss man ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät), eine Schaufel und eine Sonde bei sich tragen. Das ist die Standardausrüstung, die jeder dabeihaben muss. Heutzutage kommt auch das Handy dazu, weil es die meisten sowieso dabei haben. Ein Helm gehört mittlerweile auch dazu, da man im schlimmsten Fall auch von einer Lawine mitgerissen werden kann und mechanisch zu Schade kommen kann, wenn man beispielsweise gegen ein Baum stürtzt.
Radio AllgäuHIT: Für den Extremfall: Wie verhalte ich mich, wenn ich in eine Lawine gerate?
Thomas Feistl: Man sollte definitv versuchen zu vermeiden in eine Lawine zu geraten, denn man hat in der Regel keine Möglichkeit noch zu reagieren. Da sehr große Kräfte durch die Lawine auf den Körper wirken, ist es sehr selten möglich aus eigener Kraft aus der Lawine herauszukommen. Das einzige, was man hoffen kann, ist, dass Menschen in der Nähe sind, die schnell reagieren und einen schnell ausgraben. Die meisten Menschen, die in Lawinen umkommen, ersticken. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, dass man schnell gefunden und schnell ausgegraben wird. Nichts desto trotz gibt es auch dann keine Garantie, dass man einen Lawinenabgang überlebt.
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