Moderator: Hits der 70er bis Heute
Sendung: Der AllgäuHIT-MIX
 
 
Ralf Arnold (Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes)
(Bildquelle: Arnold)
 
Allgäu
Montag, 30. Januar 2023

AllgäuHIT SonnTalk: Landwirte kämpfen mit vielen Problemen

Ein Bericht von Norbert Kolz

Er ist Bio-Landwirt mit Herz und Seele und liebt seinen Hof im Allgäu und die Arbeit. Aber auch als Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis Lindau steht er mit Rat und Tat seinen landwirtschaftlichen Kollegen zur Seite, wenn es Probleme gibt. Ralf Arnold, 32 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, hat den Hof in Scheidegg 2017 von seinen Eltern übernommen. Im SonnTalk von Radio AllgäuHIT erzählt er seine Sichtweise zur Agrarpolitik und vom Druck des Einzelhandels beim Milchpreis.

Das die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe heute kleiner ist als noch vor Jahren oder gar Jahrzehnten liegt auch daran, dass sich die Einheiten, also die Größe der Betriebe, verändert hätten. Kleine Betriebe seien schon lange nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Es brauche schon eine Mindestgröße, um über die Runden zu kommen. Das sind in Bayern im Schnitt 32 Hektar. Als Grund nennt er den zunehmenden wirtschaftliche Druck und die Verkleinerung der Ackerflächen, die zur Verfügung stehen. Der Betrieb von Ralf Arnold hat 76 Hektar Grünland, 2 Hektar Acker und 5 Hektar Wald. Neben diesen Nutzflächen hält er 65 Milchkühe und 70 Nachwuchstiere.

Dass Landwirte zunehmend auch in den touristischen Bereich einsteigen und Zimmer vermieten hat nichts mit wirtschaftlichem Druck zu tun. Vielmehr geht es um die Absicherung und um eine zweite sichere Einkommensquelle. Man dürfe nicht vergessen, dass man sich in der Landwirtschaft zunehmend in unbeständigen Märkten bewegen würde. Zur Risikovermeidung sei es daher auch besser, wenn man sich breiter aufstellt. Zur persönlichen Absicherung gehört für Ralf Arnold auch, dass er vor der Hofübernahme zunächst Zimmerer gelernt hat. Damit kann er die Erfahrung auch für jetzt nutzen und über den Tellerrand schauen.

Preisgestaltung spielt sich im Einzelhandel und direkt an der Ladentheke ab

Die heutige Agrarlandschaft ist auch geprägt von zunehmender Digitalisierung und stellt gerade die ältere Generation vor besondere Herausforderungen. Landwirtschaft hat schon als Kind eine Faszination auf ihn ausgeübt und so war es für ihn auch schon sehr früh klar, dass er den Hof übernimmt. Als die Eltern ihn dann fragten, gab es kein Zögern.

Leidenschaft und den Willen diesen Beruf auszuüben spürt man bei Ralf Arnold sofort. Heikles Thema der Milchpreis. Hier bekommt er als Biobauer mit seinem ökologischen Betrieb aktuell 62 Cent, ohne Steuer, konventionell liegt der Preis bei 58 Cent. Mit 62 Cent als Erzeugerpreis ist Ralf Arnold zufrieden, auch wenn dieser Preis nicht statisch, sondern auch immer dem Druck ausgesetzt ist, den der Einzelhandel ausübt. Da seine Milch nach Vorarlberg geht ist die Situation hier nicht ganz so hart, wie in Deutschland. Aber auch im Ländle besteht ein Kampf, der letztlich den Preis beeinflusst.

Inflation und gestiegen Kosten für Futter und andere notwendige Dinge haben die Situation der Landwirte beeinflusst. Hier aber zu glauben, dann verlange ich eben 70 Cent, funktioniert so nicht. Die Preisgestaltung spielt sich im Einzelhandel und direkt an der Ladentheke ab. Insofern ist er, egal ob in Bayern oder in Vorarlberg, immer einem Preisgestaltungdruck ausgesetzt. Beim Zuhören merkt man, dass er sich bei diesem „ausgeliefert sein“ nicht ganz wohl fühlt. Er glaubt auch nicht daran, dass sich das so schnell ändern wird.

Wenn sich der Staat zu weit einbringt ist dies „brandgefährlich“

Beim Thema EU sagt Arnold, dass hier definitiv Fluch und Segen gegeben sind. Relativiert dann aber und sieht mehr den Segen. Schwierigkeit im gesamten Konstrukt der EU sei, dass die verschiedenen Regionen auch auf Grund der Größe der Aufteilungen sehr wenig Berücksichtigung finden und das bereitet immer wieder Probleme bei der Umsetzung, besonders wenn es um Regularien geht. Bei der Produktion von Schweinefleisch sieht er in China eine Strategie, die das Land unabhängig von Importen machen soll.

Für die heimische Schweinefleischerzeuger sagt Ralf Arnold mit überzeugender Rhetorik, dass 99,9 Prozent das Tierwohl im Auge hätten und versuchten den besten Umwelt- und Kilmaschutz mit höchstem Standard zu produzieren. Eine Tierwohlabgabe ist auch für ihn denkbar. Es müsse nur sicher sein, dass dieses Geld dann in den Umbau der Tierhaltung und in die Verbesserung des Tierwohles fliesen. Daran hat er aber seine Zweifel. Die Forderung aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium und dem grünen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, die Tierhaltung in Deutschland müsse halbiert werden, ärgert und wundert ihn.

Ralf Arnold erinnert daran, dass der Versorgungsgrad beim Schweinefleisch in Deutschland derzeit bei etwa 110 Prozent liegt. Bei einer solchen Forderung müsse man sich nicht wundern, wenn künftig das Fleisch aus Ländern wie China käme, wo die Standards weit von den hiesigen Ansprüchen entfernt seien. Ein Risiko sieht Ralf Arnold immer dann, wenn sich der Staat zu weit bei Ernährungsfragen einbringt und nennt dies wörtlich „brandgefährlich“. Diese Äußerung macht er bezugnehmend auf die Forderung die Fleischproduktion zu halbieren und die andere Hälfte als Bio anzubauen.

Weltbevölkerung kann sich nicht alleine aus biologischer Landwirtschaft ernähren

Die Politik solle sich nicht, unter dem Deckmantel des Klimaschutzes, in so kleinteilige Dinge einmischen. Das funktioniert in der Praxis einfach nicht. Es sei letztlich jedermanns eigen Entscheidung was und wieviel er isst. Dem Hinweis, dass es jährlich Subventionen für den Umbau tierfreundlicher Ställe vom Bund auch für Bayern gibt, begegnet Ralf Arnold lächelnd und verweist darauf, dass man dieses Geld gerne auch nicht annehmen würde, wenn dies mit den eigenen landwirtschaftlichen Erzeugungseinheiten erwirtschaftet werden könnte und eine ausgeglichene wirtschaftliche Deckung möglich wäre. Das die Vereinten Nationen bis 2023 eine Welt ohne Hunger erreichen wollen, sieht Kreisobmann Ralf Arnold als Widerspruch, denn so wörtlich „wir können unsere Weltbevölkerung nicht alleine aus biologischer erzeugter Landwirtschaft ernähren“.


Tags:
allgäu landwirtschaft milch


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