Educate. Inspire. Connect. 70 Jahre Nobelpreisträgertagung Lindau
Ab dem morgigen Samstag steht Lindau wieder ganz im Zeichen der jährlichen Nobelpreisträgertagung. In diesem Jahr feiert die Veranstaltung ihren 70. Geburtstag - coronabedingt in erster Linie mit Online-Veranstaltungen. Ziel der Veranstaltung ist es, gemeinsame Lösungen für die anspruchsvollsten Probleme unserer Zeit zu finden.
Seit 1951 treffen in Lindau jedes Jahr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die schon mal einen Nobelpreiserhalten haben, zusammen. Sie tauschen sich dort über neueste wissenschaftliche Kenntnisse aus. In jedem Jahr werden auch Studierende, also Nachwuchswissenschaftler, mit eingeladen, um vom Wissen und der Erfahrung ihrer Vorbilder zu profitieren. Die Tagungen finden im jährlichen Wechsel zwischen Physik, Chemie und Medizin statt, alle fünf Jahre so wie heuer interdisziplinär. Alle drei Jahre treffen sich die Wirtschaftswissenschaftler.
Die Idee zur Nobelpreistagung kam von zwei Lindauer Ärzten, Franz Karl Hein und Gustav Wilhelm Parade. Sie hatten die Idee, Wissenschaftler und Nobelpreisträger aus ganz Europa zusammenzubringen und wollten die wissenschaftliche Isolation Deutschlands zu beenden. Mit ihrem Anliegen wandten sie sich an Graf Lennart Bernadotte auf der Insel Mainau, Mitglied des schwedischen Königshauses, der von ihrer Idee begeistert war und wertvolle Kontakte beitrug.
Im Jahr 1951 versammelten sich dann sieben Nobelpreisträger und rund 400 Wissenschaftler in Lindau zur ersten Europa-Tagung der Medizin-Nobelpreisträger. Der schwedische König Gustaf VI. Adolf sandte seine Grüße. Seit 1953 kommen auch jährlich Studierende hinzu. Im Jahr 1954 besuchte dann mit Albert Schweitzer der erste Friedensnobelpreisträger die Tagung.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, war die Idee, dass Wissenschaftler zusammenarbeiten sollten, keine Selbstverständlichkeit – viele befürchteten sogar das Gegenteil. Dass die Idee aber durchaus funktionierte, zeigt das Zitat von Anders Bárány, ehemaliger stellvertretender Direktor des Nobelpreis-Museums: „Max Born kam nach dem Krieg zurück und ist hier in Lindau zusammen mit seinem alten Schüler Werner Heisenberg, der hier geblieben ist und versucht hat, eine deutsche Atombombe zu entwickeln. Und sie sprechen friedlich miteinander.“
Wie sinnvoll die Zusammenarbeit ist und war zeigt das Mainau-Manifest von 1955: Preisträger vor allem aus der Nuklearforschung prangern darin die Entwicklung und den Einsatz von Atomwaffen an. Bereits 1971 stand der Umweltschutz im Mittelpunkt der Tagung. 2015 unterzeichneten 76 Nobelpreisträgerinnen und -träger eine weitere Mainauer Deklaration – initiiert von Brian P. Schmidt –, um Staats- und Regierungschefs der Welt vor der Dringlichkeit des Klimawandels zu warnen. Sie wurde den politischen Entscheidungsträgern im Vorfeld von COP21 der Vereinten Nationen präsentiert, der Konferenz, die zum Pariser Klima-Abkommen führte.
Wie die Corona-Pandemie gezeigt hat, ist die internationale Zusammenarbeit von Wissenschaftlern von entscheidender Bedeutung. 2020 wurde erstmals in der Geschichte der Lindauer Tagungen eine Tagung verschoben - die Teilnehmer trafen sich virtuell zu den Online Science Days 2020. Neue Konzepte und interaktive Formate boten den Studierenden und Nobelpreisträgern eine Plattform, um weiterhin Freude am Austausch zu erleben – auch in außergewöhnlichen Zeiten.
Zum 70. Jubiläum lebt die Lindauer Nobelpreisträgertagung 2021 im Zeitalter globaler Herausforderungen weiter. In diesem Jahr treffen 70 Nobelpreisträgerinnen und -träger online und zum Teil auch live zusammen, um zu diskutieren und sich auszutauschen mit rund 600 Studierenden aus aller Welt. Educate. Inspire. Connect. – das Motto der Tagungen – ist wichtiger und relevanter denn je. Vor 70 Jahren hatten die Gründer einen Traum – und dieser Traum lebt in den Wissenschaftler*innen und Nobelpreisträger*innen der Zukunft weiter.
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