IHK Schwaben: Unternehmen zahlen Zeche für Versäumnisse
„Die Verlängerung des Lockdowns und die in immer mehr Regionen greifende Notbremse, lassen die Wogen in weiten Teilen der bayerisch-schwäbischen Wirtschaft hochschlagen“, kommentiert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Marc Lucassen die gestrigen Ergebnisse der Bund-Länder-Konferenz und die heutigen Beschlüsse des Bayerischen Ministerrats. Mehr und schneller Impfen ist der einzige Ausweg aus diesem Teufelskreis, flächendeckende Schnelltests bis dahin das Mittel der Wahl. „Weiterhin zahlen die Unternehmen die Zeche für zu langsames Impfen, Testen und Nachverfolgen.“
Immer mehr bayerisch-schwäbische Landkreise und kreisfreien Städte überspringen die Schwelle von 100 Corona-Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern innerhalb der letzten sieben Tage. Nach den Beschlüssen der Politik geht auch Bayerisch-Schwaben wieder Schritt für Schritt in einen harten Lockdown. Leidtragende sind erneut der Handel, der Tourismus und die verbrauchernahen Dienstleistungen, die hauptsächlich von den Corona-Schließungen betroffen sind – auch wenn es zumindest in Bayern Öffnungsperspektiven für die Zeit nach Ostern gibt.
Lieferketten und Arbeitsteilung setzen Planungssicherheit voraus
Bereits zu Jahresbeginn schickte der seit über viereinhalb Monaten andauernde Lockdown die bayerisch-schwäbische Konjunktur auf Talfahrt. Mit Ausnahme der Industrie, die in China und den USA gute Geschäfte macht, und der Bauwirtschaft, die unverändert vom niedrigen Zinsniveau profitiert, wurden alle Branchen vom Abwärtstrend erfasst. Lucassen: „Daher ist es unverständlich, dass nun auch die Industrie und das Baugewerbe kurzfristig auf einen Arbeitstag verzichten müssen. Komplexe Lieferketten und Arbeitsteilung setzen Planungssicherheit voraus.“
Kontaktarmer Urlaub ist eine Perspektive
Während sich für den Handel mit Click & Meet bereits eine erste Perspektive auch in der Krise aufgetan hat, ging der Tourismus bislang leer aus. „Der Vorschlag eines kontaktarmen Urlaubs im eigenen Bundesland setzte daher an der richtigen Stelle an. Umso ärgerlicher ist es, dass sich Bund und Länder nicht auf diesen Weg verständigen konnten“, stellt Lucassen fest. Dagegen sind aus Sicht der IHK Schwaben schon vor Ostern Öffnungen mit einem engmaschigen Test- und Hygienekonzept denkbar – auch um belastbare Erkenntnisse über die Verbreitung des Virus gewinnen zu können, an denen es auch nach einem Jahr Corona-Krise fehlt.
Bildungschancen nicht verspielen
Große Sorgen bereiten der regionalen Wirtschaft zudem die bereits jetzt sichtbaren Folgen im Bildungssektor. 2021 wird ein weiterer Jahrgang mit geringeren Bildungschancen. Lucassen abschließend: „Die Folgen sind unmittelbar am Ausbildungsmarkt sichtbar. Der deutliche Negativtrend des Vorjahres setzt sich bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen fort. Die Unsicherheit in vielen Familien hält offensichtlich viele junge Menschen von einer Bewerbung ab – obwohl es trotz wirtschaftlich schwieriger Zeiten viele Angebote der Unternehmen gibt. Wir müssen daher alles tun, damit aus den Schulabsolventen von heute nicht die Ungelernten von morgen werden.“
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