Bärlauch: Lebensgefährliche Verwechslungsgefahr
Endlich ist wieder Bärlauch-Zeit! Das Wildgemüse mit dem Knoblauchduft eignet sich hervorragend als Beimengung zum Spätzleteig oder als Pesto. Hier im Allgäu pflücken viele Menschen die zarten Blätter selbst, anstatt sie im Supermarkt zu kaufen. Doch dabei ist Vorsicht geboten. Denn Bärlauch ähnelt stark dem hochgiftigen Maiglöckchen und der ebenso gefährlichen Herbstzeitlose.
Frank Schönmetzler, Leiter Breitenausbildung beim BRK Oberallgäu, erklärt, wie man die Drei auseinanderhalten kann. Je nach Witterung wächst Bärlauch von März bis in den Mai hinein. Er kommt vor allem an halbschattigen Bach- und Flussufern, in lichten Auenwäldern sowie auf schattigen Wiesen vor. Dort wächst er in Gruppen und bildet meist einen dichten Teppich. „Der typische Knoblauchduft des Bärlauch allein ist kein sicheres Erkennungsmerkmal“, warnt Frank Schönmetzler. „Denn dieser haftet lange an den Händen. Wenn man also zunächst Bärlauch gepflückt hat und dann Maiglöckchen erwischt, ist der Knoblauchgeruch trotzdem vorhanden. Das kann irreführend sein.“ Sicherer seien optische Merkmale.
„Bärlauch hat breit-ovale Blätter, von denen jedes einen eigenen Blattstängel besitzt. Bei ausgewachsenen Pflanzen ist dieser deutlicher zu sehen als bei jungen. Die Blattunterseite ist hellgrün und matt. Der Stängel ist dreikantig und hohl.“ Zwar seien auch die Blätter des Maiglöckchens breit-oval, „allerdings sitzen diese paarweise an einem Stängel und umfassen diesen. Zudem sind sie in das so genannte Hüllblatt am unteren Ende des Stängels eingerollt, welches sich später bräunlich verfärbt“, weiß der Experte. „Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Blattunterseite: Beim Bärlauch ist diese matt, beim Maiglöckchen hingegen glänzend.
Während ältere Bärlauchpflanzen eher nach unten hängen, stehen Maiglöckchen auch im ausgewachsenen Zustand meist aufrecht. Die Unterschiede gehen im Boden weiter: Bärlauch wächst aus einer Zwiebel, Maiglöckchen haben feine, rhizomartige, waagerechte Wurzeln.“ Ein anderer Doppelgänger des „wilden Knoblauchs“ ist die extrem giftige Herbstzeitlose. Schon der Verzehr von etwa 50 g kann tödlich sein. Die Blätter der Herbstzeitlose sind länglich-oval, hellgrün und auf beiden Seiten glänzend. Wie die des Maiglöckchens sind sie eher fester. Sie wachsen nicht an einem Stängel, sondern aus einer gemeinsamen Blattrosette. Meist bildet sich schon früh eine Knospe in der Mitte. Wie der Bärlauch mag auch die Herbstzeitlose feuchte, nährstoffreiche Böden, ist aber tendenziell eher auf Wiesen zu finden.
„Wenn Sie sich nicht ganz sicher sind, lassen Sie die Pflanzen bitte lieber stehen!“ appelliert Schönmetzler. Sollte es zum Kontakt mit den giftigen Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen gekommen sein, gilt: unbedingt gründlich die Hände waschen! Bei Verdacht auf eine Vergiftung sofort den Rettungsdienst über die europaweite Notrufnummer 112 rufen. Bis zu dessen Eintreffen sollte der Betroffene nicht allein gelassen werden. „Bringen Sie die betroffene Person nicht zum Erbrechen! Kontrollieren Sie Atmung und Herzschlag“, so der Fachmann. „Setzt eines von beiden aus, beginnen Sie sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung. Bei Bewusstlosigkeit bringen Sie den Betroffenen in die stabile Seitenlage. Sonst mit erhöhtem Oberkörper lagern. Wenn möglich, sichern Sie Reste der verzehrten Pflanze, wie etwa Pflanzenteile, Essensproben oder auch Erbrochenes. So kann im Krankenhaus bestimmt werden, um welche Pflanze es sich gehandelt hat.“ (PM)
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