Anhaltend große Pendlerströme: Knapp 82.000 Pendler im Allgäu
Wenn Lebenszeit im Stau verloren geht: Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice
bleibt die Zahl der Pendler im Kreis Oberallgäu auf einem hohen Level. Im vergangenen
Jahr verließen rund 25.200 Menschen auf dem Weg zur Arbeit die Kreisgrenzen. Darauf
macht die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) aufmerksam. Auch in den anderen Landkreisen und kreisfreien Städten sind die Zahlen auf einem Rekordhoch. In Kaufbeuren pendeln jeden Tag 10.200 Menschen zur Arbeit, dies entspricht einem Anstieg von etwa 1,8%. Im Ostallgäuer verließen rund 24.800 Menschen auf dem Weg zur Arbeit die
Kreisgrenzen. Hier blieben die Zahlen mit einem Anstieg von nur 0,2% relativ unverändert. Ebenso wie in Kempten, auch hier stieg die Zahl der Pendler um 0,2% an, dies entspricht in etwa 21.500 Pendlern im Stadtgebiet. Die Gewerkschaft beruft sich
dabei auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Demnach blieb die Zahl der
sogenannten Auspendler im Kreis Oberallgäu mit einem Plus von 0,5 Prozent im
Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert.
Zu den Hauptursachen für die anhaltend großen Pendelströme zählt nach Einschätzung
der IG BAU Schwaben der teure Wohnraum in den Städten. „Nach jahrelangen
Mietsteigerungen können sich viele Beschäftigte das Leben am Arbeitsort nicht leisten.
Ihnen bleibt als Alternative oft nur stundenlange Fahrerei mit dem Auto oder der Bahn“,
so Bezirksvorsitzender Michael Jäger. In der Baubranche seien weite Anfahrtswege
besonders verbreitet. Es dürfe aber nicht sein, dass Bauarbeiter, die in den
Ballungsräumen Wohnungen bauten, sich diese selbst nicht mehr leisten könnten.
Die IG BAU fordert deshalb mehr Anstrengungen bei der Schaffung bezahlbaren
Wohnraums. „Deutlich mehr Wohnungen, die sich in den Städten auch Gering- und
Normalverdiener leisten können, sind ein entscheidender Beitrag, um die PendlerZahlen zu verringern“, sagt Jäger. Dafür müsse die Politik klare Vorgaben machen,
etwa indem kommunale Grundstücke nicht an den Meistbietenden verkauft würden,
sondern an Bauherren, die sich zu bezahlbaren Mieten verpflichteten. Beim sozialen
Wohnungsbau müssten die staatlichen Fördermittel massiv aufgestockt werden und
einmal gebaute Sozialwohnungen dauerhaft preisgebunden bleiben.
Dass Menschen in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wohnen können, sei nicht nur eine
soziale, sondern auch eine ökologische Frage: „Weniger Pendelei bedeutet für die
Betroffenen mehr Zeit für die Familie, Freunde und Hobbys. Gleichzeitig kann ein
erheblicher Teil der CO2-Emissionen im Verkehrssektor eingespart werden“, so Jäger
weiter.
Nach Angaben der Arbeitsagentur verließen im vergangenen Jahr bundesweit vier von
zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf dem Weg zur Arbeit die Grenzen
ihrer Stadt oder ihres Landkreises. Damit erreichte die Zahl der Fern-Pendler trotz
Pandemie einen Höchststand von 13 Millionen. (PM)
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