Der Voith-Standort in Sonthofen soll weiter im Herbst nächsten Jahres geschlossen werden. Daran änderte auch die Betriebsversammlung am Mittwoch nichts. Überraschend waren auch zwei Vertreter der Voith-Geschäftsleitung in Sonthofen anwesend. Punkten konnte in diesem Zusammenhang vor allem Sonthofens Bürgermeister Christian Wilhelm (Freie Wähler), der Dr. Mathias Mörtel und Martins Sieringhaus, Mitglieder der Voith-Geschäftsleitung, ordentlich ins Gewissen redete. Er habe den Mitarbeitern am Standort aus der Seele gesprochen, so Teilnehmer der Versammlung gegenüber Radio AllgäuHIT.
Immerhin haben zwei den Mumm hier aufzutauchen - So dürfte wohl bei den meisten Voith-Angestellten der Gemütszustand zu beschreiben sein, den sie beim Auftauchen der Mitglieder der Geschäftsleitung gehabt haben. Doch dieser Mittwoch dürfte Dr. Mathias Mörtel und Martin Sieringhaus noch länger in Erinnerung bleiben. Zunächst musste er sich dem Bürgermeister der Stadt stellen und das fiel schon unangenehm aus. Dieser habe nach Aussagen mehrerer Angestellter eine starke Rede gehalten. Er kritisierte Mörtl, Sieringhaus und ganz allgemein Voith dafür, wie mit den Mitarbeitern umgegangen worden sei und dass er die Menschlichkeit vermisse. Er habe durchaus scharfe Worte gewählt, blieb aber auf einer sachlichen Ebene. Sein Motto hätte sein können: So wie ihr vorgeht, macht man das nicht. Schon gar nicht in der heutigen Zeit.
Eine Fragerunde musste aufgrund der zahlreichen Buh-Rufe und Pfiffe, die an die Adresse von Dr. Mathias Mörtl und Martin Sieringhaus gerichtet waren, etwas nach hinten geschoben werden. Echte Informationen oder Neuigkeiten soll es aber nach Mitarbeiterangaben nur wenige gegeben haben. So wurden statt Zahlen zur Wirtschaftlichkeit des Standorts Sonthofen nur Voith-weite Werte ausgegeben, auch nicht als Zahlen, sondern in Form von Balken und Diagrammen. Die Zahlen sollen nicht nach außen getragen werden, so die Rechtfertigung von Voith-Seite. Die Mitarbeiter werteten dies als Zeichen der Angst, Farbe zu bekennen. Sie sprechen von einem Standort, der wirtschaftlich arbeite.
Noch schlimmer: Es entstand bei den Angestellten offenbar der Eindruck, dass die Unternehmensführung aus Heideheim bei dem Verlagerungsvorhaben gar keinen Plan zu haben scheint. Hier sollen mehrere Mitarbeiter das Wort ergriffen und gesagt haben, dass Stand heute in Crailsheim nicht die Arbeit geleistet werden könne, wie in Sonthofen. Dies würde Jahre dauern. Genau hier liege der Haken, denn so viel Zeit habe die Unternehmensleitung gar nicht eingeplant. Für die Planlosigkeit ernteten die beiden Unternehmensvertreter, stellvertretend für sämtliche Entscheider an der Voith-Spitze, schallendes Gelächter der anwesenden Belegschaft.
Noch besser: Nicht einmal der Betriebsrat sei weit im Vorfeld informiert gewesen, dass überhaupt jemand von der Voith-Geschäftsleitung anwesend sein würde. Ein Angestellter schilderte AllgäuHIT das Vorgehen so: „Das war eher so eine Art Flüsterpost hier durchs Haus. Es hieß, eventuell kommt jemand.“ Für die Angestellten sei das eine Katastrophe. „Aber man wollte wohl nur schnell den Leuten etwas vor den Latz knallen und dann wieder verschwinden“, so ein anderer Mitarbeiter.