Unter dem Titel „Eine starke Branche solidarisch gestalten“ trafen sich am 17. Januar 2019 rund dreißig Betriebsräte aus Allgäuer Maschinenbauunternehmen, um die Situation des Maschinenbaus im Allgäu zu diskutieren.
Zu Beginn der Veranstaltung machte Wolfgang Lemb, für die Branche zuständiges geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, deutlich: „Der Maschinenbau ist eine bedeutende Schlüsselindustrie, wenn es darum geht, in Zeiten der Transformation Beschäftigung zu sichern und sich den Herausforderungen einer sich wandelnden Globalisierung und dem demographischen Wandel zu stellen. Eine gute Mitbestimmungskultur und ein starker Betriebsrat ist eine wesentliche Voraussetzung hierfür.“
Bezogen auf neue Geschäftsmodelle im Rahmen der Digitalisierung betonte Wolfgang Lemb: „Auch, wenn der Maschinenbau zurzeit wirtschaftlich gut dasteht, darf er den Anschluss an die digitale Transformation der Branche nicht verpassen. Internet-Giganten und IT-Konzerne stehen bereits in den Startlöchern, um sich mit ihren Plattformen zwischen den Maschinenbau und seine Kunden zu drängen.“
Im Maschinenbau sind bundesweit deutlich über eine Million Menschen beschäftigt – mit steigender Tendenz. Damit ist der Maschinenbau die beschäftigungsstärkste Industriebranche, noch vor der Automobilindustrie.
Im Allgäu befindet sich eine der Hochburgen des bayerischen Maschinenbaus, in dem ca. 225.000 Menschen beschäftigt sind.
Dietmar Jansen, der Geschäftsführer der IG Metall Allgäu, stellte zur Begrüßung fest: „Die Bedeutung des Maschinenbaus für den Wirtschaftsstandort Allgäu kann kaum überschätzt werden!"
Um die Branche auf zukunftsfeste Beine zu stellen, forderten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung insbesondere ein Umdenken in der Personalpolitik vieler Unternehmen. Bundesweit könnten mehr als 80 Prozent der Betriebsräte aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Personalplanung im Betrieb kein gutes Zeugnis ausstellen, erläuterte Lemb ein zentrales Ergebnis einer Betriebsrätebefragung in der Branche. Besorgniserregend sei außerdem die hohe Belastung der Beschäftigten. In fast 50 Prozent der Betriebe des Maschinen- und Anlagenbaus würden zurzeit Sonderschichten gefahren. Mehrarbeit finde sogar in 85 Prozent der deutschen Maschinenbauunternehmen statt, so Lemb weiter.
„Vor dem Hintergrund, dass auch im Allgäu überall von den Auswirkungen der Digitalisierung, dem demographischen Wandel und dem Fachkräftemangel in den Betrieben gesprochen wird, halte ich das für ein alarmierendes Ergebnis“, kommentierte Dietmar Jansen die vorgestellten bundesweiten Ergebnisse. Hier bestehe Handlungsbedarf auch im Allgäu, so Jansen.
Die Herausforderungen im Maschinenbau waren auch Thema des abschließenden Podiumsgespräches zwischen Wolfgang Lemb und dem Geschäftsführer VDMA in Bayern, Elgar Straub.
Auch wenn unterschiedliche Auffassungen im Detail deutlich wurden, waren sich beide einig:
Grundsätzlich ist der Maschinenbau im Allgäu stark aufgestellt, mit guten Zukunftsperspektiven.
Zusammen mit ihren Betriebsräten geht es der IG Metall um die Gestaltung der Transformation im Sinne der Beschäftigten. Dafür seien Investitionen in das Rückgrat der Branche, nämlich die Beschäftigten, notwendig. Darüber hinaus müssten Betriebsräte auch bei Fragen der Personalplanung und neusten Trends bei der Prozess- und Produktdigitalisierung mehr beteiligt werden. (pm)