Die Gemeinde Pfronten im Ostallgäu startet auch in diesem Jahr als erste im Allgäu in die alljährliche Viehscheid. Während nahezu alle anderen Orte erst ab dem kommenden Wochenende mit dem Almabtrieb beginnen, feiert man diese Tradition in Pfronten mit den "Viehscheid-Däg" gleich ganze zwei Wochen lang, es ist somit die längste Viehscheid im Allgäu.
Die Idee dazu kam schon vor gut zehn Jahren und hat sich bis heute bewährt, sagt Pfrontens Tourismuschef Jan Schubert:
"Die Idee war, die Viehscheid, die für die Gäste eigentlich nur an einem Tag stattfindet, aufzuwerten. Für viele ist die Viehscheid ein volles Bierzelt und viel Vieh, was durch den Ort getrieben wird. Wir wollen damit aber auch darstellen, dass es hier um mehr geht und wir wollen zeigen, das hinter der Alpwirtschaft erstens wirtschaftliches Interesse besteht und zweitens, das hier auch wirklich landeskulturelle Leistungen erbracht werden, die Alpen, die gepflegt werden. Ein Stück weit sind die Bergbauern auch Helden und das wollen wir zeigen."
Offiziell starten die "Pfrontar Viehscheid-Däg“ morgen am Samstag mit der Eröffnung der Ausstellung »Bäuerliche Handwerkskunst zur Viehscheid - Handwerk erhalten und fördern«. Der Verein LandHand Allgäu e.V. und das Pfrontener Forum zeigen diese Ausstellung während der Viehscheid-Däg täglich bei freiem Eintritt im Rathaus-Pavillon in Pfronten-Ried. Damit beginnt auch das umfangreiche Rahmenprogramm:
"Wir haben ein sehr buntes Rahmenprogramm, Ziel ist es zu zeigen, was es mit dem Alpsommer auf sich hat. Das interpretieren wir aber frei, wir haben natürlich auch Führungen auf Alpen, wir haben aber auch die Besichtigung einer Brauerei mit aufgenoommen. Aber auch wenn es um das Kranzrind geht, um die Blumenmotive, da haben wir einen extra Tag, an dem gezeigt wird, wie die Bäuerinnen diese Kranzrinder schmücken. Man kann aber auch sehen, wie Schellen hergestellt werden oder auch einer Sattlerin zuschauen. Das wollen wir auch authentisch rüber bringen, Viehscheid ist nicht nur für einen Haufen Urlauber inszeniert."
Dazu kommen viele Aktionen, Vorführungen, Standkonzerte, Besichtigungen, spezielle Kurse oder Verkostungen, vom Wilderer Abend bis hin zur Multivisionsshow. Alles rund um die ganze Vielfalt der heimischen Alp- und Berglandwirtschaft, dazu authentisches Brauchtum, Tracht und Handwerk live. Der Höhepunkt wird Große Festumzug mit den Pfrontener Vereinen sein, der am kommenden Freitag stattfindet.
"Wir können heuer sicher mit 1200 Teinehmern rechnen, vier Musikkapellen begleiten den Umzug, natürlich auch politische Prominenz, unsere Partnergemeinde aus Frankreich ist mit einer Delegation vertreten. Es sind alte historische Fahrzeuge der Feuerwehr zu sehen, König Ludwig kommt vorbei, also ein buntes Treiben."
Für die ostallgäuer Gemeinde ist die “Mega-Viehscheid“ mittlerweile die fünfte Jahreszeit. Der Ort ist voll, so Schubert, die rund 4000 Gästebetten sind gefüllt, viele davon sind Stammgäste, trotzdem ist die Tendenz immer noch steigend:
"Wir haben auch andere Indikatoren, wir wissen z.B. aus dem Vorverkauf der Karten, die es speziell für den Samstag gibt, das dieser heuer besser gelaufen ist als im letzten Jahr, das zeigt, wie groß die Nachfrage ist. Es gibt auch intern ein schönes Spiegelbild. Der Freitag Abend der Pfrontener Vereine ist innerhalb weniger Jahre zum Selbstläufer geworden, so dass immer mehr Pfrontener Gruppen sagen, da gehen wir hin. Es ist eine Vielfalt, die man sonst einem Ort mit 8000 Einwohnern nicht zutraut."
Die eigentliche Viehscheid findet in Pfronten dann am kommenden Wochenende statt, wenn das Vieh von insgesamt sieben Alpen herunter getrieben wird. Ab dann werden auch in Bad Hindelang, Oberstdorf oder auch in Oberstaufen und Schöllang die Tiere ins Tal getrieben. Die jährliche Viehscheid beendet den 100-tägigen Alpsommer im Allgäu.