Auf dem ehemaligen Schlachthofgelände entsteht durch die neue Staatliche Realschule, die Sporthallen und die neue Städtische Realschule ein neuer Bildungscampus als eigenständiger Ort. Dieser ist geprägt durch kompakte Baumassen und differenzierte Außenräume.
Diesem Leitgedanken folgend ist die Städtische Sebastian-Lotzer-Realschule analog zur Staatlichen Realschule ebenfalls als kompakter Baukörper mit gleicher Typologie, kurzen Wegen und guter Orientierbarkeit konzipiert. Die Offenheit von Eingangsbereich und Pausenhalle setzt sich über einen großen Luftraum in die Obergeschosse fort. Die großzügige Haupttreppe ist als Ort der Begegnung und Kommunikation das funktionale und symbolische Herzstück der Schule. Die Unterrichtsräume in den Obergeschossen verlaufen ringförmig um den Innenhof, der sich im Erdgeschoss unter dem aufgeständerten Klassentrakt hindurch zu den offenen Pausenflächen erweitert.
Die Einzigartigkeit, dass zwei Realschulen an einem Standort errichtet werden, bietet jedoch die Chance für einen Wettbewerb der beiden Schulen. Dieser findet in der Verschiedenheit der Gestaltungsansätze seine Entsprechung. Ausgehend von dem Gedanken, dass Lernen durch Neugier und durch die Änderung der Betrachtungsperspektive beflügelt wird, entsteht das Leitmotiv „Es ist nichts wie es scheint“. Beim Menschen hat Neugier einen forschungs- oder verstandesmäßigen Anteil und gleichzeitig einen emotionalen bzw. motivierenden. Der erstere in seiner reinsten Form wird Wissbegierde genannt. Durch Verfremdung und Abstraktion räumlicher und materieller Motive wird Neugier und Begierde nach Wissen des Einzelnen geweckt.
Unterschieden nach Bewegungszonen und Zonen der Konzentration und Ruhe, werden die Materialien unterschiedlich gefärbt. In den Unterrichtsräumen sind diese mit warmem Weiß durchgefärbt, die Unterschiedlichkeit der Materialien Beton, Holz, Kunststoff offenbaren sich erst auf den zweiten Blick.
Die Reflexion des kräftigen Purpur der Fußböden in den Bewegungsräumen von Wänden und Decken lassen diese selbst in Purpur erscheinen und sind erst bei genauerer Betrachtung als Silber lasierte Betonoberflächen wahrnehmbar.
Die horizontal gegliederten Fassaden bilden nicht nur einen Kontrast zur vertikalen Gliederung der Fassaden der Staatlichen Realschule, sondern lösen durch die unregelmäßigen Fensterbänder die eindeutige Wahrnehmung einzelner Geschosse auf.
Individuelle Motive, weiß auf Gläser gedruckt, sind das Ergebnis eines Kunstprojektes. Aus unterschiedlicher Distanz offenbaren sie sich, transportieren das Thema Lernen nach außen und prägen somit das äußere Erscheinungsbild, das Gesicht der Schule.