Es ist Festspielzeit in Bayreuth. Die Prominenz pilgert in diesen Tagen zu den Wagner-Opern, das Fußballvolk in eine andere Ecke zur „Altstadt“, wie die SpVgg Bayreuth im Volksmund dort genannt wird. Fußball-Legende Jimmy Hartwig (Hamburger SV) entschied sich am Rande einer Promotionstour für den Besuch des grünen Rasens im Hans-Walter-Wild-Stadion statt des weltberühmten „Grünen Hügels“. Wobei der ehemalige Nationalspieler auf dem Roten Teppich des Festspielhauses auch eine gute Figur abgeben hätte, denn Hartwig gilt mittlerweile als ernstzunehmender Theaterschauspieler.
Die Regionalliga-Vorstellung, die Bayreuth mit 1:0 (1:0) gegen den FC Memmingen für sich entschied, hatte zumindest einiges mehr an Dramatik als die Oper „Tristan und Isolde“. Deren tragisches Ende steht schon vor dem ersten Ton fest. Keiner der 1.226 Zuschauer ahnte freilich, dass der sehenswerte Treffer von Dominik Schmitt in der vierten Minute bereits alles in Sachen Torinszenierung gewesen sein sollte. Einige hatten nach dem verheißungsvollen Beginn auf ein Offensivspektakel wie im April gehofft, als die Oberfranken am Ende mit 5:2 gegen die Allgäuer die Oberhand behielten. Doch Bayreuths Trainer Christoph Starke setzte nach einem Fehlstart gegen Schalding-Heining (0:1) erst einmal auf Sicherheit, seine Mannschaft überließ dem Gegner viel Raum. Memmingen konnte die Spielfläche, um in der Theatersprache zu bleiben, nicht recht nutzen. Im ersten Akt, respektive der ersten Halbzeit hielt die umbesetzte Abwehrkette der Bayreuther den hier noch zaghaften Memminger Angriffsbemühungen stand. Nach der Pause stand Bayreuths Torhüter Daniel Freiberger, wegen Verletzung und Rotsperre eigentlich nur die Drittbesetzung, seinen Mann. Er verhinderte unter anderem gegen Dominic Robinson (für den verletzten Daniel Eisenmann in der Startelf) und Dennis Hoffmann in der 52. und 57. mit toller Fußabwehr den Ausgleich. Zuvor hatte Marius Strangl auf der Gegenseite nur Aluminium getroffen und damit eine Vorentscheidung verpasst.
Als die Memminger in der Schlussphase alles auf eine Karte setzten, ergaben sich für die Hausherren etliche Überzahlsituationen. Das für die Zuschauer und Hartwig furiose Finale blieb ohne weiteren Treffer und so beendete Schiedsrichter Jonas Schieder nach langer Nachspielzeit eine Zitterpartie. „Das Spiel stand auf Messers Schneide, weil wir es verpassten mit den Großchancen den Sieg vorzeitig perfekt zu machen“, schnaufte Starke hinterher durch. Aufgrund der zweiten Halbzeit hätte FCM-Trainer Thomas Reinhardt wiederum einen Punkt für seine Truppe als verdient angesehen.
Bereits am Dienstag kehren die Memminger auf die eigene Bühne zurück. Dann geht es in der Arena um 19.30 Uhr gegen den TSV 1860 München II. Nach den guten Kritiken vom ersten Heimauftritt beim Derbysieg gegen Illertissen sollten trotz der zweiten Auswärtsniederlage die Ränge zuhause wieder gut gefüllt sein, wie überhaupt die Regionalliga Bayern zu Saisonbeginn boomt. Viele vierstellige Kulissen bescheren nach drei Spieltagen einen Zuschauerschnitt von 1.348 Fans pro Begegnung.