Moderator: Isabelle Tausend
Sendung: AllgäuHIT-Drivetime
mit Isabelle Tausend
 
 
Die erste Allgäuer Konversionskonferenz zur Nutzung der freiwerdenden Gelände der Bundeswehr
(Bildquelle: AllgäuHIT)
 
Oberallgäu - Sonthofen
Donnerstag, 7. November 2013

DIE AKTUELLEN ENTWICKLUNGEN

Aktuell läuft in der Kaserne Sonthofen die 1. Allgäuer Konversionskonferenz zur Nutzung der freiwerdenden Gelände der Bundeswehr.

UPDATE: 15.40 Uhr

Der Konversionsprozess in Sonthofen: Lutz-Holger Behre, Stadtbaumeister Sonthofen

  • Wichtige Projekte aus städtischer Sicht:
  • Neugestaltung des Bahnhofs zur mobilen Drehscheibe
  • Einbindung der touristischen Interessen in die Konversion
  • Errichtung eines neuen Kulturzentrums als Ersatz für das ehemalige Soldatenheim
  • Hochwasserschutz entlang der Ostrach
  • Festlegung des Stadtumbaugebietes:
  • Räumliche Festlegung entsprechend der Empfehlung der ISEK Sonthofen
  • Bezeichnung "Nordöstlich Innenstadt Sonthofen - Konversionsbereiche"
  • Sicherung rechtlicher Handlungsoptionen der Stadt für bestehende Einleitungsbeschlüsse sowie einer künftigen Festlegung weiterer Maßnahmen des besonderen Städtebaurechts


Der wichtigste, zu eroierende Schritt ist: was für Potentiale bringt der Standort, wo möchte man generell hin. Es wurden drei Entwicklungskonzepte gebildet: "Wohnen und Bildung", "Gewerbe", "Tourismus und Einzelhandel". Ein großes Problem der Stadt ist, dass es seit Jahren keine verfügbaren, freien Gewerbeflächen gäbe. Regionale Firmen, die expandieren wollen, haben dazu keinen Platz. Diese Problematik führte zu einer Gewerbeflächenstudie, die momentan allerdings ins Stocken geraten ist. Der Fokus ist hierbei vor allem auf die Konversionsflächen der Jäger- und Grüntenkaserne gerichtet, welche auf den ersten Blick ideal für Gewerbeflächen erscheinen. Die Potentiale sind allerdings am ehesten auf dem Gelände der Jägerkaserne zu sehen.

Verkehrskonzept: neue Analysen und Gutachten zeigen akuten Handlungsbedarf an vier Knotenpunkten in der Stadt sowie der Erschließung der Innenstadt. Man rechnet mit eine Zunahme von rund 10% des Durchgangsverkehrs.

Konversion Jägerkaserne (Auszug wird 2018 sein): hier ist eine Nachnutzung einzelner Gebäude (z. B. Hörsaal, Offizierscasino) möglich. Östlich der Jägerkaserne an der Kreuzung könne ein neues Rettungszentrum für Feuerwehr, Bergwacht und Rettungsdienst entstehen.

Konversion Grüntenkaserne: Zugänglichkeit zur Ostrach als "Erholungsgebiet" erweitern, die Natur in die Stadt bringen. Zudem solle eine Wohn- und Mischbebauung (Betriebe mit Wohnen) installiert werden. Man wolle u.a. auch das Thema "Landesgartenschau" einmal mit ins Boot nehmen, um eine nachhaltige Nutzung der Grünflächen zu bekommen.

Konversion Standortverwaltung: Hier könnte die umliegende Wohnbebauung eine Grünanlage bekommen, damit das Gelände nachhaltig attraktiver wird.Bis 2018 könnten bereits vorbereitende Maßnahmen unternommen werden. Zwischen 2018 und 2028 werde die Umnutzung und Zwischennutzung der Militärflächen passieren. Dies ist auch der mögliche Förderzeitraum für den Stadtumbau. Allgemein wäre es wäre am besten, wenn die Stadt die gesamten Flächen kauft und  dann weiter entwickelt.

  • Gesamtsumme der Kosten: 63,4 Mio Euro
  • Gesamtsumme der Einnahmen: 35,5 Mio Euro
  • Saldo -27,9 Mio Euro

hier sind jedoch keinerlei Fördermittel berücksichtigt. Damit stehen knapp 3 Millionen Euro pro Jahr (bei 10 Jahren Entwicklungsphasen) Saldo auf der Rechnung. Dies müsse auch nicht alles die Stadt machen, da es auch private Investoren gäbe

Mehraufwand für die Stadt entspricht dem Nutzen und den Chancen für die Stadt. . Eine Wersteigerung der Kasernenflächen MUSS für die Konversionsflächen nutzbar gemacht werden. 

UPDATE: 14.40 Uhr:

Aktuell sprechende Vertreter der betroffenen Städte:

Paul Iacob, 1. Bürgermeister Stadt Füssen

Füssen verliert keine Flächen, sondern "nur" Personal. (500 Dienstposten, ca. 1300 Menschen). Doch auch dies ist eine Herausforderung, da es sich extrem auf die örtliche Infrastruktur auswirkt, wie Geschäfte, Kinderkrippen oder Schulen. Der wirtschaftliche Umfang, der beeinträchtigt wird, ist erheblich. Die Hoffnung liegt auf den Ideen und Möglichkeiten der Allgäu GmbH, diesen möglichst stark zu kompensieren. Die Kommune allein kann dies nicht schaffen, sondern man brauche die Hilfe überörtlicher Gremien. Die letzte Konversion ist positiv verlaufen, man habe aus Lagerfläche Wohnfläche gewinnen können - beim Gewerbegebiet hingegen, welches ebenfalls aus einer Konversionsfläche heraus entstanden war, konnte die Summe, die vertraglich festgelegt wurde, nicht erwirtschaftet werden. Flexibilität jedoch sei bei der Behörde, die seitens der Bundeswehr die Flächen verwaltet, nicht möglich.

Stefan Bosse, Oberbürgermeister Kaufbeuren

Kaufbeuren müsse gleich einen ganzen Flughafen in die Konversion führen. Bosse geht davon aus, dass die Zeitpläne für den Truppenabzug sich nach hinten verschieben werde. Außerdem würde Zweifeln zufolge das Waffensystem Tornado weiterhin am Standort verbleiben, da der Umzug eines Systems, welches noch 10-15 Jahre existieren werde, zu hohe Kosten bedeuten würde. Auch die Schule der Flugsicherung soll wohl in Kaufbeuren verbleiben, dies seien jedoch nur 10%. Fakt ist, dass 1200 Mitarbeiter + täglich 600 Lehrgangsteilnehmer betoffen sein werden, die in der Region wohnen und die Infrastruktur nutzen. Dies würde die Region um Kaufbeuren gewaltig treffen. Kaufbeuren ist zudem die wirtschaftsschwächste Kreisfreie Stadt in Bayern, hat im Allgäu die höchste Arbeitslosigkeit (6%). Nun geht zusätzlich der größte Arbeitgeber verloren. Die Nutzung des Geländes ohne weiteres gestaltet sich teilweise schwierig, da es in ein Wasserschutzgebiet eingrenzt.

Dr. Richard Schießl, Leiter Referat für Wirtschaft, Kultur und Verwaltung der Stadt Kempten:

Schießl betont, dass die Konversion definitiv auch in Kempten stattfindet, wenn auch auf einem anderen Niveau. Daher ginge die Stadt in der Diskussion ab und zu unter. Man werde die Konversion Schritt für Schritt umsetzen und städtebauliche Maßnahmen verwirklichen. Man habe bereits auch den einen oder anderen interessierten Investor. Es sei aber die Pflicht der Stadt, dem Allgemeinwohl gerecht zu werden, und nicht das Gelände möglichst gewinnbringend zu verkaufen.

Die große Frage:

Was ist mit den Zivilbeschäftigten, welche Auswirkungen haben die Auflösungen auf die Arbeitslosenzahlen?

Der Bund als solches hat seine Aufgabe sicherlich gut gemacht, da die Beschäftigten mit den Umzügen mitgehen werden, so Iacob. Er sieht weniger die Arbeitslosenzahlen als vielmehr den Rückgang des Umsatzes der Region als Problem in der Region. Momentan klage man auf einem hohen Niveau, da es der Region gut gehe. Bosse zeigt sich trotz der Umstände erleichtert, dass ein Großteil von Kaufbeuren auf das Lechfeld verlagert werde - eine Distanz, die man fahren könne.

________________

UPDATE: 14.20 Uhr:

Die betroffenen Kommunen sollen durch Sondermittel der Landesentwicklung von der Regierung begleitet werden. Damit sollen die regionalen Auswirkungen von Standortschließungen reduzierungen und flankiert werden.

Es sollen fachübergreifende und überörtliche Entwicklungskonzepte erarbeitet werden. Die Marke "allgäu" ist stark etabliert. Es soll einen Fördersatz von 80-90% geben.

die derzeitigen Finanzhilfen (beispielsweise):

Kaufbeuren: 384.000 Euro (2012) und 180.000 Euro (2013)

Sonthofen: 80.000 Euro (2012) und 120.000 Euro (2013)

Der Prozess sei mittlerweile in allen Kommunen erfolgt.

Bei Europan, einem Wettbewerb junger Architekten, haben zur Neugestaltung der Bundeswehrstandorte auch Donauwörth und Kaufbeuren teilgenommen. Dies sind zumindest schon einmal Aussichten, dass etwas passiert - aber noch keine spruchreifen Lösungen.

_________________

In der Eröffnungsveranstaltung betonte der Hausherr der Sonthofener Kaserne, Oberst Hans-Christian Hettfleisch, dass die Soldaten ein deutliches Interesse an einer sinnvollen Konversion der Liegenschaften haben. Das Gelände, gerade in Sonthofen, habe Geschichte, die es zu erhalten gelte. Mit daran hängen außerdem die persönlichen Erinnerungen eines jeden Soldaten. Ein vernünftiger Abschluss der Umnutzung sei daher dringend notwendig.

Hubert Buhl, 1. Bürgermeister der Stadt Sonthofen, spricht von der Herausforderung des Erfahrungsaustausches, die es anzunehmen gilt. Man müsse der Politik deutlich machen, dass die Liegenschaften, in die in der Vergangenheit Steuergelder investiert wurden, nicht nochmal durch die Investition hoher Steuergelder umgestaltet werden sollten. Sonthofen habe seit 2009 knapp 2000 Dienstposten sowie eine ganze Schule verloren. Diesen Abzug habe die Stadt bereits kompensiert. Ob man einen erneuten Wegfall kompensieren könne, sei fraglich. 

Gebhard Kaiser hingegen betonte vor allem die drei großen Voraussetzungen, die allgäuweit bestehen:

  1. eine sinnvolle Nutzung der Liegenschaften zu finden.
  2. die Auswirkungen der Personalreduzierung auf die jeweils örtliche Infrastruktur zu verkraften und
  3. die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft so gering wie möglich zu halten. Die Region müsse im Fokus stehen, so Kaiser. 

Tags:
bundeswehr sonthofen kaufbeuren füssen kempten


© 2024 AllgäuHIT e.K. • Lindauer Str. 6 • 87439 Kempten (Allgäu) - Tel: 0831-20 69 74-0
Die Nutzung der Nachrichten von AllgäuHIT, auch in Auszügen, ist ausschließlich für den privaten Bereich freigegeben.
Eine Nutzung für den gewerblichen Bereich erfordert eine schriftliche Genehmigung der AllgäuHIT e.K.
MEINE REGIONALNACHRICHTEN
Meine Allgäu-Region wählen ...
 
Kleinwalsertal Kempten Oberallgäu Kaufbeuren Ostallgäu Memmingen Unterallgäu Bodensee
LIKE UNS BEI FACEBOOK
 
DIE LETZTEN 3 GESPIELTEN TITEL
 
Tyla
Water
 
Emma Steinbakken
Used to love you
 
Thorsteinn Einarsson
Echo
AKTUELLE BILDERGALERIEN
 
AllgäuHIT-Bildergalerie
Bauernproteste im Oberallgäu
 
AllgäuHIT-Bildergalerie
Chlorgasunfall am Klinikum Sonthofen
 
AllgäuHIT-Bildergalerie
Auto prallt in Sonthofen in Hauswand
 
 
Radio einschalten Ihr Spot bei uns Glasklarer Empfang Datenschutz/Impressum