Moderator: Lars Peter Schwarz
Sendung: Der AllgäuWECKER
mit Lars Peter Schwarz
 
 
Akbar fühlt sich wohl in der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung St. Hildegard in Memmingen
(Bildquelle: KJF/Karg)
 
Memmingen
Mittwoch, 18. Juni 2014

Katholische Jugendfürsorge im Bistum

Die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung St. Hildegard in Memmingen hat fünf heranwachsende junge Männer aufgenommen, die aus fernen Ländern geflohen sind und jetzt im Allgäu zur Ruhe kommen, um die schlimmen Erlebnisse ihrer Vergangenheit und der Flucht zu verarbeiten.

„Sie leben sich hier gut ein und sind in den Wohngruppen mit anderen Jugendlichen integriert“, berichtet Simone Manns, Bereichsleitung für das Heilpädagogische Wohnen in der Einrichtung der Katholischen Jugendfürsorge (KJF). Sie erzählt, dass sich seit Ankunft der jungen Flüchtlinge die Motivation in den Wohngruppen der Einrichtung verbessert habe, weil diese sehr viel lernen wollen und den Gleichaltrigen hohe Werte bei Themen wie Familie, Freundschaft und gegenseitiger Achtung vorleben. „Das wirkt sich ungemein positiv auf die Gruppen aus“, ist ihre Erfahrung.

Ein junger Mann, der aus Afghanistan stammt - nennen wir ihn zu seinem eigenen Schutz nicht mit seinem richtigen Namen, sondern in diesem Artikel Akbar - lebt seit Herbst in St. Hildegard. Er sagt: „Ich habe tolle Betreuer und bin sehr froh hier.“ Mit großer Begeisterung und leuchtenden Augen erzählt er von seinem Praktikum in einer Autowerkstatt; gerne würde er eine Ausbildung zum Automechaniker machen – vielleicht wird das ab Herbst 2015 möglich sein. Schwierig findet Akbar, dass er sich hier an viele ungewohnte Regeln gewöhnen muss; die kennt er von seiner Heimat her so nicht, und auf der Flucht war sowieso alles anders als im Alltag.

Anlässlich des Weltflüchtlingstags, der vor 100 Jahren begründet wurde und jährlich am 20. Juni begangen wird, weist die KJF auf die Not dieser minderjährigen Flüchtlinge hin. Sie kommen ohne ihre Eltern oder andere erwachsene Begleitpersonen in Deutschland an und haben meist eine mehrmonatige Flucht hinter sich. Die Herkunftsländer sind aus den Nachrichtensendungen der jüngeren Vergangenheit bekannt; die Erfahrung zeigt, dass nach Ausbruch eines Konflikts in einem fernen Land gut und gerne ein Jahr vergeht, bis unbegleitete minderjährige Flüchtlinge von dort bei uns ankommen.

Im Auftrag der verschiedenen Jugendämter nimmt sich die KJF dieser jungen Leute an, um mit ihnen eine berufliche Perspektive zu entwickeln, soweit dies vom Asylrecht her möglich ist, und sie hier bestmöglich zu integrieren.

Zusatzinfos: Auf der Flucht
Etwa 43 Millionen Menschen weltweit sind Flüchtlinge, davon die Hälfte Kinder und Jugendliche, so die UN-Flüchtlingshilfe. Als unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gelten rund fünf Prozent aller Asylsuchenden in Westeuropa. Sie sind ohne sorgeberechtigte Begleitung aus ihrem Heimatland in ein anderes Land geflohen oder dort zurück gelassen worden. Die Minderjährigen werden beispielsweise alleine von ihren Familien nach Europa geschickt, sie haben ihre Angehörigen zuvor im Krieg verloren oder verlieren sie während der Flucht. Häufige Gründe für Flucht sind Kriege, bewaffnete Konflikte, wirtschaftliche Not, Einsatz von Kindersoldaten, Gewalt in der Familie, Zwangsheirat und Zwangsbeschneidung.

Viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge haben keinen festen Aufenthaltsstatus, sondern leben lediglich mit einer Duldung in Deutschland und damit der Angst, jederzeit wieder abgeschoben zu werden. Nur wenige Flüchtlinge beantragen Asyl: 2012 waren es 2.096 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge; das ist drei Mal so viel wie noch 2008. Eine bundesweite Statistik, wie viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge derzeit in Deutschland leben, gibt es jedoch nicht.

Seit 2005 sind die Jugendämter verpflichtet, Kinder und Jugendliche in Obhut zu nehmen, wenn sie unbegleitet als Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Einrichtungen der Jugendhilfe übernehmen zumeist die Betreuung. Bei der Katholischen Jugendfürsorge finden sie an mehreren Standorten in Schwaben einen Ort, an dem sie Geborgenheit und Schutz nach ihrer Flucht erfahren und neue Lebensperspektiven erhalten.

Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF)
Die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF) wurde 1911 gegründet. Sie ist ein Gesundheits- und Sozialdienstleister mit rund 80 Einrichtungen und Diensten im Gebiet zwischen Lindau, Neu-Ulm, Nördlingen, Aichach und Murnau. Dazu gehören unter anderem Angebote der Medizin mit mehreren Kliniken, der Berufsbildung für behinderte und nicht behinderte Jugendliche und Erwachsene mit Berufsbildungswerken und Vermittlungsdiensten, der Kinder- und Jugendhilfe mit Wohngruppen, Tagesstätten, Beratungsstellen und mobilen Diensten sowie mehrere Schulen.

Die rund 3.700 Beschäftigten des Verbandes helfen im Jahr 75.000 Kindern, Jugendlichen und Familien bei Schwierigkeiten und Fragen. Vorstandsvorsitzender der KJF ist Markus Mayer, Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Weihbischof em. Josef Grünwald.


Tags:
flüchtlinge jugendfürsorge kjf katholisch


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