Gegen Würzburger Kickers nicht chancenlos
Klingt komisch, ist aber so: Trotz einer 0:4 (0:1) Niederlage war der FC Memmingen im Auswärtsspiel bei den Würzburger Kickers nicht chancenlos. Zumindest nicht in der ersten Halbzeit. Hier sahen die über 1.500 Zuschauer am Dallenberg eine ordentliche Regionalliga-Partie,„eigentlich sogar mit den besseren Möglichkeiten für uns“, wie Memmingens Trainer Thomas Reinhardt anmerkte.
Der ausschlaggebende Grund, warum die Gastgeber einen so hohen Sieg einfahren konnten, hatte einen Namen. Der ehemalige Karlsruher Christopher Bieber traf an diesem Abend dreimal und erschoss die Allgäuer (ohne Nikolic, Rupp und Rotsünder Jocham) quasi im Alleingang. Seine Treffer erzielte er genau zu den richtigen, respektive aus FCM-Sicht zu falschen Zeitpunkten, nämlich kurz vor und nach der Halbzeitpause.
Bevor der wuchtige 1,96-Meter-Mann Bieber zum ersten Mal einköpfte (37. Minute), war er selbst schon einige Male aussichtsreich im Strafraum aufgetaucht. Doch Memmingen hätte auch in Führung gehen können, vielleicht auch müssen.. Kickers-Torhüter Wulnikowski ließ zunächst alle Schüsse auf sein Gehäuse nach vorne abprallen und machte keinen souveränen Eindruck. Die Gäste-Angreifer kamen jedoch immer den entscheidenden Schritt zu spät. Bei einem 30-Meter-Freistoßhammer von Steffen Friedrich parierte Wulnikowski allerdings glänzend (29.). Mit dem Pausenpfiff war Andreas Mayer nach einem Dribbling im Strafraum dem Ausgleich nahe, aber nicht entschlossen genug.
In der zweiten Hälfte drängte Würzburg auf eine schnelle Entscheidung. Das Vorhaben gelang: Erneut war es Bieber nach einer Flanke mit dem Kopf (52.) und dann zum Abschluss eines schnellen Gegenzugs mit einem Heber über FCM-Torhüter Martin Gruber (56.). Mit dem 3:0 war’s bei hochsommerlichen Temperaturen gelaufen. Und wenn’s läuft, dann läuft es richtig: Steven Lewerenz knallte schließlich den Ball aus 25 Metern noch unter die Querlatte zum 4:0 Endstand (80.) mit dem sich Memmingen unter Wert geschlagen fühlte.
Kickers-Trainers Bernd Hollerbach tönte hinterher selbstbewusst: „Das war ein hochverdienter Sieg“. In der Tat dürfte seine nahezu völlig neu zusammengestellte Mannschaft mit der aufkommenden Euphorie zu den Topfavoriten zählen. Würzburg hat das Ziel, binnen drei Jahren den Drittliga-Aufstieg zu realisieren. Mit der momentanen Form könnte das schon früher gelingen. FCM-Coach Christian Braun hätte sich vor dem Dienstag-Derby gegen den FV Illertissen (19 Uhr) ein besseres Ergebnis gewünscht: „Es ist insgesamt zu hoch ausgefallen. Aber die schnellen Treffer zum 2:0 und 3:0 waren der Genickbruch“. Trotz der Gala von Mittelstürmer Bieber sah Braun seine Innenverteidigung mit Sebastian Schmeiser und Simon Ernemann „gar nicht so schlecht, auch wenn’s blöd klingt. Außen haben wir Probleme gehabt. Nach vorne haben wir unsere Möglichkeiten nicht genutzt und falsche Entscheidungen getroffen“. (ass)
FC Würzburger Kickers: Wulnikowski – Demirtsas, Weißenberger, Schoppenhauer, Nothnagel – Haller, (72. Gutjahr), Shapourzadeh (68. Duhnke), Vocaj, Lewerenz, Billick – Bieber (82. Behrens).
FC Memmingen: Gruber - R. Friedrich, Ernemann, Schmeiser, Meichelböck - Froschauer (59. Eisenmann), Heger, Bonfert (71. Thönnessen) S. Friedrich - Mayer - Wende (59. Geldhauser).
Tore: 1:0 (37.) Bieber, 2:0 (52.) Bieber, 3:0 (56.) Bieber, 4:0 (80.) Lewerenz. - Schiedsrichter: Baumann (Deggendorf). – Gelbe Karten: Shapourzadeh / Bonfert. - Zuschauer: 1.516.
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