Bodenseequerung abgebrochen
56 Kilometer nonstop schwimmend durch den Bodensee, doch auf Höhe Wasserburg war ca. acht Kilometer vor dem Ziel in Bregenz Schluss. Tragische Szenen spielten sich ab, doch am Ende blieb der Bodensee Sieger. Nur noch „lächerliche“ acht von gesamt ca. 64 Kilomtern fehlten dem 41-jährigen Hamza Bakircioglu aus Sonthofen/Allgäu, der am Freitag, 02. August 2013 um 16:04 Uhr am Strandbad in Bodman seine ca. 64 Kilometer lange Schwimm-Reise angetreten ist. Dann aber schlug das Wetter um und der Bodensee erbittert zu.
Zum ersten Mal in der noch relativ kurzen Geschichte der „Bodenseequerung“ musste der Veranstalter ein Schwimmen abbrechen. „Wir mussten Hamzas Traum zerstören, den er sich zweifelsfrei auf Grund seiner Leistung und der bereits zurückgelegten Distanz erfüllt hätte. Doch das Risiko für Schwimmer und Crew war zu groß.“ So Oliver Halder, der die Bodenseequerung veranstaltet und auch, wie immer, auf dem Begleitboot mit dabei war.
Am Freitag, 02. August 2013 startete Hamza Bakircioglu, der bei einem Sonthofener Unternehmen als Industriemeister arbeitet, die Herausforderung seines Lebens. Der 41jährige Hobbyschwimmer, der sich bereits seit mehr als 6 Monaten auf die Längsquerung des Bodensees vorbereitet hat, schwamm um 16:04 Uhr im Strandbad in Bodman los, um eigenen Berechnungen zufolge, am Samstag, 03. August 2013 um ca. 17 Uhr in Bregenz (A) anzukommen.
Schwimmend und ohne Stopp, wie es das Reglement der Bodenseequerung vorschreibt und auch ohne wärmenden Neoprenanzug brachte er die ersten 15 Stunden durchaus gut, mit einigen kleinen Gegenströmungen, hinter sich. Zwar zehrte die Nacht sehr an seinem Akku, doch die ersten Sonnenstrahlen luden diesen langsam wieder auf, so dass er tags darauf am Vormittag bereits 40 Kilometer hinter sich gebracht hatte. Starke Gegenströmungen und immer höher werdende Wellen erschwerten sein Vorankommen ab Friedrichshafen zunehmend. Die Weitläufigkeit des Bodensees führt in dieser Phase auch optisch zu einem „Stillstand“ und greift die mentalen Kräfte an. Trotz all dieser Widrigkeiten gelang es Bakircioglu, sich durch Beharrlichkeit, auch dieser „Angriffe“ zu erwehren und Langenargen bei Kilometer 50 hinter sich zu lassen. Bereits da waren am Himmel die ersten Vorboten der für abends eigentlich im Norden des Sees angekündigten Gewitter zu erkennen. Viele Segelboote und Motorboote erschwerten das Vorankommen im ohnehin schon sehr unruhigen Gewässer. Wellen von über 1,50 m, die Mitunter durch vorbeirasende Motorboote erzeugt wurden, machten ein schnelles Schwimmen unmöglich. So arbeitete sich Hamza langsam, Kilometer für Kilometer weiter in Richtung Bregenz.
Nicht nur der 41jährige im Wasser arbeitete auf Hochtouren, sondern auch das insgesamt 5köpfige Team, das auf dem Begleitboot an Hamzas Seite war. Sämtliche Online-Wetterdienste wurden durchstöbert, alle mit dem Ergebnis, dass im südlichen Teil des Bodensees, ab Langenargen, mit keinem Regen und auch keinem Gewitter zu rechnen ist. Doch optisch sah das anders aus. Drei Gewitterzellen kesselten das Begleitboot aus allen Richtungen ein. Einsetzender Starkregen störte den Ablauf an Bord des Begleitbootes erheblich. Sturmböen machten das „Begleiten“ des Schwimmers immer schwerer und auch die nach Hause eilenden Motor- und Segelboote, die den Konvoi immer wieder schnitten, erschwerten die Situation zusätzlich. Ein leises Grollen am Himmel ließ erahnen, dass ein Gewitter wohl unumgänglich ist.
Als dann der erste Blitz, gefolgt von einem lauten Donnerhall auf den See herabschnellte und in der Ferne die Sturmwarnung am Ufer optisch deutlich ihr Signal setzte, entschied der Veranstalter der Bodenseequerung, Oliver Halder, in Absprache mit dem Skipper des Begleitbootes, Roland Löwenberg und dem Team, den Versuch nur ca. 8 Kilometer vor dem ersehnten Ziel abzubrechen. Am Samstag, 3. August 2013 um genau 18:34 Uhr, nach 26 Stunden und 30 Minuten, kletterte Hamza Bakircioglu enttäuscht, aber auch gefasst und nach einer kurzen Besinnungspause mit der Entscheidung durchaus einverstanden, an Bord des Begleitbootes. 56 Kilometer hat er bis zu diesem Zeitpunkt hinter sich gebracht und hätte sicher auch den Rest noch geschafft.
Oliver Halder: „Es war eine der schwersten, aber auch klarsten Entscheidungen, die ich bislang bei der Bodenseequerung zu treffen hatte. Das Risiko für alle Beteiligten war in der Situation zu groß, um weiter zu machen. In einem solchen Moment gilt grundsätzlich - Safety first!“
Für den guten Zweck, der leider öffentlich ein bisschen kurz kam, summierten sich so dennoch 56 Kilometer. Über weitere Spenden für das Kinderhospiz St. Nikolaus würde sich Hamza sehr freuen, auch über den Abschluss seines Bodenseequerungsversuchs hinaus.
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