Inselhalle wird später fertig und wesentlich teurer
Die Stadt Lindau wird – in Absprache mit den Nobelpreisträgertagungen und dem Freistaat Bayern – nicht am geplanten Fertigstellungstermin für die Inselhalle im Mai 2017 festhalten. Dies hat Oberbürgermeister Dr. Gerhard Ecker am Montagabend nach der Sitzung des Projektausschusses Inselhalle Lindau bekannt gegeben. „Diesen Termin könnten wir nur mit großen Risiken weiterverfolgen“, erklärte er. Zudem würde dies das Projekt in hohem Maße verteuern, ohne dass es letztendlich eine Garantie gäbe, dass die Halle sicher bis Mai 2017 fertig wird. Die Sanierung und Erweiterung des Kongress- und Tagungszentrums soll jetzt im September 2017 abgeschlossen werden. Die Kosten für das Projekt werden sich nach aktuellen Prognosen auf 53,1 Millionen Euro belaufen. Im März 2015 waren die Räte noch von 49,3 Millionen Euro ausgegangen.
Dr. Ecker zeigte sich unzufrieden mit dem Resultat. „Natürlich ist es, nimmt man andere öffentliche Bauvorhaben zum Maßstab nimmt, kein schlechtes Ergebnis. Es ist aber auch kein Resultat, mit dem wir zufrieden sein können.“
Für die Entwicklung benannte Dr. Ecker ein ganzes Bündel an Gründen. So hatten zunächst ein Bürgerentscheid und eine Klage den Baubeginn verzögert. Dann rollten zwar die Bagger, doch bereits beim Abbruch des Schlauchturms kam es zu deutlichen Verzögerungen. Die Betonplatte, auf der Teile der Halle ruhen, erwies sich als deutlich dicker als in den Plänen eingetragen. Damit kostete deren Beseitigung zusätzlich Zeit und Geld: 250 000 Euro mehr als geplant.
Dazu kam, dass sich das Erdreich als deutlich stärker belastet herausstellte, als bei vorherigen Erprobungen festgestellt. Deshalb konnte es auch nicht so schnell entsorgt werden wie geplant, denn Deponieraum für belastetes Erdreich ist rar und teuer. Dies schlug mit einer Million Euro zu Buche.
„Für weitere Verzögerungen sorgten Behinderungen aus der Nachbarschaft. So musste die Stadt für deutlich teureren Lärmschutz einstehen, dies sorgte auch für weitere Verzögerungen im Bauablauf. „Nachdem unser ursprünglicher Zeitplan ohnehin schon sehr ambitioniert war, ist nun das Risiko zu groß, als dass wir am Fertigstellungstermin zur Nobelpreisträgertagung 2017 festhalten könnten“, so Dr. Ecker weiter. Zwar wäre es möglich gewesen, den Bauablauf nochmals zu beschleunigen, doch dann wäre die Inselhalle noch teurer geworden. Eine Garantie, dass trotz Beschleunigungsmaßnahmen und zusätzlichem Mitteleinsatz der Termin sicher gehalten werden kann, konnte unter den heutigen Bedingungen keiner der am Bau Beteiligten abgeben.
„Würde die Halle mit allen Anstrengungen im Juni 2017 fertig werden, hätten wir keine ausreichende Frist bis zur Nobelpreisträgertagung Ende Juni gehabt, um etwaige Baumängel beseitigen zu lassen. Zudem hätten wir die Tagung ohne jeglichen Vorlauf durchziehen müssen. Die Mitarbeiter müssen aber Zeit haben, sich mit der Halle und der Technik vertraut zu machen“, erklärt Dr. Ecker, warum man sich mit den Nobelpreisträgertagungen und dem Freistaat einig war, die Tagungen im kommenden Jahr noch nicht in der Inselhalle stattfinden zu lassen.
Auch für Bettina Gräfin Bernadotte, Präsidentin des Kuratoriums für die Tagungen der Nobelpreisträger, steht der langfristige Nutzen im Vordergrund: „Natürlich ist es schade, dass wir mit unseren beiden Tagungen im nächsten Jahr noch nicht auf die neuen Räumlichkeiten zurückgreifen können. Andererseits möchten wir nicht der Anlass für etwaige Mehrkosten sein. Ich bin sicher, dass die Stadt die richtigen Entscheidungen trifft und danke Dr. Ecker für die frühzeitige Abstimmung. Damit haben wir nun Planungssicherheit und werden die Tagungen 2017, wie schon die diesjährige Tagung, in kleinerem Umfang im Provisorium des Stadttheaters durchführen. Der Hauptfokus liegt auf den zukünftigen Jahren und einer dafür optimalen Lösung.“
Die Verzögerungen beim Bau der Inselhalle haben auch Auswirkungen auf den Bau des Parkhauses. Dieses wird noch nicht im Dezember 2016 fertig werden. Auch hier hatte das stärker belastete Erdreich dafür gesorgt, dass es mit dem Bau langsamer voranging. Außerdem waren zeitweise Arbeiter abgezogen worden, um den Bau der Inselhalle voranzutreiben. „Wir setzen alles daran, dass wir Ostern 2017 zunächst das Unter- und Erdgeschoss, die Feuerwehr sowie die sanitären Anlagen in Betrieb nehmen können“, blickt OB Dr. Ecker nach vorn und fügt an: „Hätten wir an dieser Stelle eine Tiefgarage gebaut, dann hätte dies angesichts der Altlasten im Boden den Finanzrahmen nicht nur überdehnt, sondern völlig gesprengt.“
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